Das war einfach zu schön um wahr zu sein
Ein Wirtschaftsprüfer aus einem Vorort von Gladbeck kommt Wirecards dunklem Geheimnis früh auf die Spur
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Quelle: Die Wirecard-Story (Kapitel 8)
Die Geschichte einer Milliarden-Lüge - Von den mehrfach ausgezeichneten Investigativ-Reportern der WirtschaftsWoche
Von: Volker ter Haseborg, Melanie Bergermann
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Kommentar von Hannes Meller: Kritisches und unabhängiges Denken sind wichtig.
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Thomas Borgwerth ist ein groß gewachsener, schlanker Mann mit dicker Brille und ruhiger Stimme. Wenn Borgwerth sich aufregt, wird er nicht laut. Nein, seine Waffe ist die Mathematik, und alles, was er braucht, um sie zu munitionieren, sind Zahlen, Zahlen und noch mal Zahlen. Borgwerth hat Wirtschaftswissenschaften studiert mit Schwerpunkt Wirtschaftsprüfung und Controlling. 1991 trat er seinen ersten Job in der Revision des Logistikers Stinnes AG an. Dort prüfte er regelmäßig die Bilanzen der Konzerntöchter. »Da war ich auch mal an der Aufklärung einer Bilanzfälschung oder eines Betrugs beteiligt«, erzählt Borgwerth nüchtern. »Es hat mich damals überrascht, wie oft so etwas vorkommt« Die meisten Fälle aber seien klein gewesen. „Da ging es mal um ein paar Tausend Mark. Die Fälle kamen auch nie an die Öffentlichkeit.“ In dieser Zeit aber habe er sein Faible dafür entdeckt, solche Fälle aufzuspüren. „Die Arbeit des Buchhalters ist eigentlich sehr trocken. Aber wenn es um Bilanzfälschung geht, wird es spannend.“
2003 macht sich Borgwerth selbstständig. Mit einem Geschäftspartner betreibt er eine kleine Unternehmensberatung und verwaltet auch ein Aktienportfolio. Die beiden schauen sich immer wieder börsennotierte Unternehmen an, auf der Suche nach geeigneten Investments. 2013 ist erstmals auch Wirecard dabei. Zahlungen abzuwickeln, scheint Borgwerth ein interessantes Geschäftsfeld zu sein. Immer mehr Menschen zahlen per EC-oder Kreditkarte statt in bar, der Internethandel wächst. Wirecard sollte davon profitieren können, findet Borgwerth damals. Aber er will es genau wissen und macht das, was er immer tut, wenn er sich erstmals einem Unternehmen widmet: Er schaut sich den Lagebericht an, um ein erstes Verständnis für das Geschäft der Firma zu bekommen. »Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich die ersten drei Seiten von Wirecards Lagebericht gelesen habe und dann über mich selbst lachen musste, weil ich kein Wort verstanden hatte. Das passiert mir nicht so oft. Also habe ich die Seiten noch einmal gelesen und war immer noch nicht schlauer. Das hat mich damals angefixt.
Jetzt wollte ich es wissen. So fing das damals an«, sagt er. Borgwerth wohnt im nördlichen Ruhrgebiet. bei Gladbeck, auf einem Hof, der seit Generationen in Familienbesitz ist, fernab von der Stadt, zwischen Bäumen und Wiesen. Das Einzige, was die Landruhe stört, ist die Autobahn 31. Doch davon ist hinter den dicken Mauern in Borgwerths Arbeitszimmer nichts zu hören. Zwischen 2014 und 2020 hat er hier mehr als 2000 Stunden seiner Lebenszeit dem Thema Wirecard gewidmet. Der Geruch der vielen Zigaretten, die er in dieser Zeit geraucht hat, liegt in der Luft. Er rauchte umso mehr, je offensichtlicher wurde,
was kaum einer sehen wollte: dass Brauns Geschichte vom pausenlos wachsenden Unternehmen, das nie irgendein Problem hat, nicht stimmen konnte. In Borgwerths Arbeitszimmer stehen zwei Schreibtische und ein paar Aktenschränke. Aber nirgends liegen Papiere, Geschäftsberichte oder Notizzettel. Borgwerth braucht kein·Papier, um zu erklären, warum er an Brauns Geschichte zweifelte. Borgwerth braucht nur ein Computerprogramm. »Wenn ich ein Unternehmen analysiere, werte ich mindestens zwölf Quartalsabschlüsse aus und lege eine große Excel-Tabelle an, in der ich die Daten erfasse. Ich lasse zum Beispiel die Zahlen für die einzelnen Geschäftsbereiche einfließen oder sortiere das nach den Regionen, in denen ein Unternehmen aktiv ist. Ich kann Ihnen das mal zeigen ... «, sagt er, startet seinen Laptop und öffnet die Datei »Wirecard Wachstum reg EBITDA«. »Hier sehen Sie das Ergebnis von Wirecard vor Zinsen und Steuern, sortiert nach Regionen«, sagt Borgwerth. „Sehen Sie, wie das alles hoch und runter geht?“ Er zeigt auf den Bildschirm. Zu sehen ist, dass hiernach die Wachstumsraten in den einzelnen Regionen in den Jahren 2010 bis 2016 zwischen minus 40 und plus 70 Prozent schwanken. „Und in jedem Quartal ist es so: Wenn das Geschäft in einer Region extrem schwächelt, läuft es gleichzeitig in einer anderen Region sehr gut, sodass Wirecard über alle Geschäftsbereiche hinweg in jedem Jahr auf Wachstumsraten zwischen 25 und 30 Prozent kommt. Das war einfach zu schön, um wahr zu sein.“ Vor allem aber lieferte Wirecard für dieses Phänomen nie eine Erklärung, sagt Borgwerth. In den Geschäftsberichten anderer weltweit tätiger Konzerne stehe im Lagebericht immer etwas darüber, wie es in den einzelnen Regionen läuft, also bei der Tochter in Brasilien oder in Asien oder Dubai. „Der Geschäftsbericht von Wirecard sagte immer nur pauschal, dass alles großartig ist: über die Probleme in den einzelnen Regionen stand dort nichts. Das kam mir verdächtig vor.“
Ein Verdacht ist jedoch kein Urteil. Deshalb will er damals erst einmal verstehen, was Wirecard eigentlich genau macht. Borgwerth lernt, dass Wirecard im Kern zwei Dienstleistungen anbietet, die im Zahlungsvorgang entscheidend sind. Wirecard ist ein sogenannter Payment-Service-Provider (kurz: PSP). Ein PSP generiert aus den Informationen, die ein Kunde beim Bezahlen mit der Kreditkarte im Internet hinterlässt, einen Datensatz. Diesen Datensatz leitet der PSP weiter, sodass schließlich bei der Bank des Kunden die Information ankommt, dass ein bestimmter Geldbetrag vom Konto des Kunden abgebucht werden soll. Der PSP transportiert also ausschließlich Daten.
Wirecard ist aber dank eigener Banklizenz auch ein Acquirer. Der Acquirer kümmert sich um den Transport des Geldes. Empfängt er vom PS P die Information, dass ein Kunde im Internet per Kreditkarte gezahlt hat, fordert der Acquirer den Geldbetrag von der Kreditkartenorganisation des Kunden an und leitet diesen Betrag abzüglich seiner eigenen Gebühr an den Händler weiter. Der Acquirer steht auch für die Risiken gerade, die bei einer Kartenzahlung bestehen. Liefert der Händler die Ware beispielsweise nicht und fordert der Kunde deswegen später sein Geld zurück, muss der Acquirer dem Kunden das Geld erstatten, falls der Händler es nicht kann. Deshalb leitet der Acquirer den kompletten Betrag, den er von der Kreditkartenorganisation bekommen hat, auch nicht sofort an den Händler weiter, sondern behält zunächst einen Teil der Summe ein. Die zurückgehaltene Summe dient dem Acquirer als Sicherheit gegenüber dem Händler. Um zu verstehen, warum Borgwerth Jahre vor vielen anderen Beobachtern sah, dass etwas mit Wirecards Zahlenwerk nicht stimmt, muss man verstehen, wie die Bilanz eines Acquirers normalerweise aussieht.
Ein fiktives Beispiel hilft. die Sache zu verstehen.
Teil I:
Ein Mitarbeiter wird von seinen beiden Chefs beauftragt, ein Geburtstagsgeschenk für einen Kollegen zu organisieren, und ordert eine Flasche Wein für 50 Euro, die er aber nicht sofort bezahlt. Die Flasche Wein ist da, die Rechnung aber noch nicht bezahlt. Der Mitarbeiter hat nun eine Verbindlichkeit gegenüber dem Weinhändler in Höhe von 50 Euro. Weil er den Wein nicht selbst bezahlen will. sondern weil das Geld von seinen Chefs kommen soll, hat er gleichzeitig eine Forderung gegenüber seinen Chefs in Höhe von so Euro. Der Verbindlichkeit von 50 Euro steht also eine Forderung von 50 Euro gegenüber.
Teil II:
Am nächsten Tag bekommt der Mitarbeiter von einem seiner Chefs 25 Euro für den Wein. Diese 25 Euro hat er also schon mal in cash im Portemonnaie. Weil der andere Chef nicht da ist, schuldet er dem Mitarbeiter weiterhin seinen Anteil. Gegen ihn hält der Mitarbeiter weiterhin eine Forderung von 25 Euro. Der Mitarbeiter hat auf der einen Seite also nun eine Verbindlichkeit gegenüber dem Weinhändler von so Euro. Dem gegen-über steht ein Cash-Bestand von 25 Euro, weil einer seiner Chefs ja schon bezahlt hat, und eine Forderung von 25 Euro gegenüber dem zweiten Chef Seine Verbindlichkeit ist also genauso hoch wie die Forderung zuzüglich des Cash-Bestands.
Wirecards Rechnung im Acquiring müsste eigentlich genauso aussehen:
Teil I:
Ein Kunde bestellt ein Paar Schuhe für 100 Euro im Internet, die er mit Kreditkarte bezahlt. Sobald diese Information bei Wirecard ankommt, schuldet Wirecard als Acquirer dem Händler 100 Euro. In Wirecards Bilanz steht also eine Verbindlichkeit von 100 Euro. Nun fordert Wirecard diese 100 Euro von der Kreditkarten-organisation an. Solange Wirecard das Geld noch nicht von Visa oder Mastercard erhalten hat, steht in Wirecards Bilanz der Verbindlichkeit von 100 Euro eine Forderung von 100 Euro gegenüber.
Teil II: Sobald Wirecard die 100 Euro von der Kreditkartenorganisation bekommt, verschwindet die Forderung. Denn Wirecard hält den Betrag ja jetzt in bar auf dem Konto. Der Verbindlichkeit von 100 Euro gegenüber dem Händler steht stattdessen jetzt ein Cash-Bestand von 100 Euro gegenüber. Weil Wirecard natürlich nicht nur eine einzelne Zahlung ab-wickelt, sondern ganz viele, und die Forderungen von den Kreditkartenorganisationen auch nicht alle gleichzeitig beglichen werden, geht es Wirecard genauso wie dem Mitarbeiter mit seinen Chefs. Wirecard hat Verbindlichkeiten gegenüber seinen Händlern. Und diesen Verbindlichkeiten stehen sowohl Forderungen als auch Cash gegenüber. Wie beim Beispiel mit dem Weinhändler müssen Wirecards Verbindlichkeiten gegenüber den Händlern genauso hoch sein wie Wirecards Forderungen gegenüber den Kreditkartenorganisationen zuzüglich der Barmittel, die Wirecard von den Kreditkarten-Organisationen schon bekommen hat. Würde man dies grafisch darstellen, wären beide Balken gleich groß.
»Bei Wirecard war das aber nicht so«, sagt Borgwerth. »Bei Wirecard waren die Forderungen zuzüglich des Cash-Bestands höher als die Verbindlichkeiten. Und das konnte nicht sein. Dann würde Wirecard in der Summe ja mehr Geld einsammeln, als das Unternehmen den Händlern schuldet. Die Forderungen waren einfach zu hoch. Als ich das begriffen hatte, war ich überzeugt, dass bei Wirecard etwas ganz gewaltig schiefläuft.« Warum? »Nehmen wir als Beispiel einen Kohlehändler. Wenn der Kohlehändler mehr Umsatz ausweisen will, als er eigentlich hat, dann schreibt er Rechnungen für Kunden, denen er nie Kohle geliefert hat. Dann steigt sein Umsatz. Weil diese Kunden die Rechnungen naturgemäß nie bezahlen werden, bekommt er nie Geld in die Kasse. Die Forderungen gegenüber den fiktiven Kunden werden immer höher. Wenn die Forderungen eines Unternehmens unnatürlich steigen, dann ist das ein Indiz dafür, dass etwas nicht stimmt. Das gilt für den Kohlehändler, aber auch für ein Unternehmen wie Wirecard. Und die Forderungen, die Wirecard gegenüber seinen Kunden aus dem Acquiring ausgewiesen hat, waren höher, als sie hätten sein dürfen.« Nach Borgwerths Logik sind die
Forderungen im Jahr 2015 um satte 250 Millionen Euro zu hoch, und das ist zu dieser Zeit für Wirecard ein gewaltiger Betrag. Er entspricht circa dem Gewinn des Unternehmens in den Jahren 2014 und 2015.
Der Bilanzexperte behält sein Wissen nun nicht länger für sich. Er spricht Journalisten an, von denen er weiß. dass sie sich mit Wirecard befassen, und weist auf die Diskrepanz hin. Wirecard ist kein Industrieunternehmen; die Bilanz zu verstehen, ist nicht einfach. An der Uni wäre dafür sicherlich ein Semester nötig. Viele Analysten, die sich teilweise seit mehreren Jahren mit Wirecard befassen, erwecken jedenfalls bis zum Schluss nicht unbedingt den Eindruck, als hätten sie das Zahlenwerk jemals verstanden. Anders eben als Borgwerth. Und das Angenehme ist: Er haut nicht auf Wirecard drauf und entwickelt auch keine Verschwörungstheorien wie manch anderer Kritiker, der in Börsenforen unterwegs ist. Borgwerth rechnet nur-mit den Zahlen aus Wirecards Geschäftsberichten. Über die Jahre wird er für jene, die Wirecard verstehen wollen, zum Mentor.
Im Herbst 2016 fragt der Journalist Heinz-Roger Dohms, der heute den Newsletter Finanz-Szene.de herausgibt, bei Wirecard nach, was es mit den von Borgwerth errechneten „überschüssigen“ Forderungen auf sich hat. Wirecard erklärt ihm daraufhin, dass das Unternehmen in den meisten Ländern außerhalb der EU nicht als Acquirer tätig werden dürfe, weil dem Unternehmen dafür die erforderliche Lizenz fehlt. Um dort trotzdem Zahlungen abwickeln zu können, arbeite Wirecard in diesen Ländern mit lokalen Banken zusammen. Damit den externen Partnern keine Verluste entstehen, wenn der Kunde, den Wirecard vermittelt, beispielsweise ein Betrüger ist, will Wirecard zugunsten dieser Partner Sicherheiten hinterlegt haben. In der Wirecard-Bilanz erscheinen diese Sicherheiten dann als Forderungen. Deshalb sollen Wirecards Forderungen aus dem Acquiring um 250 Millionen Euro höher sein, als es üblich wäre. Wer sich in der Branche auskennt, hätte eigentlich sofort erkennen können, dass Wirecards Geschichte einen Haken hat. Wenn ein Acquirer eine Zahlung abwickelt, hält er einen Teil des Geldes, das er von einer Kreditkartenorganisation bekommt, immer eine Zeit lang zurück, bevor er es an den Händler weiterreicht. Der Acquirer hat also schon eine Sicherheit. Und wie sich Wirecards Geschäftsbericht entnehmen lässt, ist die Wahrscheinlichkeit „sehr gering“, dass dieser Sicherheits-Einbehalt nicht ausreicht. Der Acquirer sollte also keine zusätzlichen Sicherheiten von Wirecard benötigen und vor allem nicht in Höhe von 250 Millionen Euro. »Andere Zahlungsabwickler stellen auch mal Sicherheiten. Aber da reden wir von kleinen einstelligen Millionenbeträgen, nicht von 250 Millionen Euro«, sagt Borgwerth.
Spätestens nachdem der Journalist Dohms über die »überschüssigen« Forderungen berichtet hat, müsste eigentlich jeder Analyst skeptisch werden, aber das ist nicht der Fall. Das Thema stößt nur bei ein paar Freaks auf lnteresse. Thomas Borgwerth hat keine gute Meinung von den Analysten: »Mir war klar, dass es dauern würde, bis auch andere merken, dass die Geschichte, die Markus Braun erzählt, so nicht stimmen kann. Aber dass es sechs Jahre dauert, hätte ich mir nie träumen lassen«, sagt Borgwerth. Er sucht eine Erklärung und findet sie in dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Das Märchen handelt von einem Kaiser, der sich von zwei Betrügern für viel Geld neue Gewänder weben lässt. Nur existieren die Gewänder nicht. Die Betrüger machen dem Kaiser vor, die Kleider könnten nur von Personen gesehen werden, die ihres Amtes würdig und nicht dumm seien. Aus Eitelkeit und innerer Unsicherheit sagt der Kaiser nicht, dass er die Kleider nicht sieht. Auch die Menschen, denen er seine neuen Gewänder präsentiert, geben sich begeistert von den schönen Stoffen, aus Angst, dass sie vielleicht nur zu dumm sind, um die Kleider zu sehen.
»Ich glaube, bei Wirecard war es ähnlich«, sagt Borgwerth. »Bestimmt fand auch so mancher Analyst das Zahlenwerk von Wirecard nicht plausibel. Aber weil alle anderen gejubelt haben, hatte keiner den Mut zuzugeben, dass er die Zahlen nicht versteht. Keiner wollte als Depp gelten, für den Fall, dass die Zahlen korrekt sind. Für mich hier in der Finanzdiaspora Gladbeck war das egal.«
Es dauert noch Jahre, bis offiziell wird, dass Borgwerth all die Jahre recht hatte und mit den »überschüssigen« Forderungen etwas nicht stimmt. Es sind Jahre, in denen Borgwerths Frau und seine Tochter oft auf ihn verzichten müssen, weil er wieder stundenlang in seinem Arbeitszimmer sitzt, Excel-Tabellen mit Zahlen füllt und dabei raucht. Er hat einmal damit angefangen und kann nicht mehr damit aufhören. Es sind Jahre, in denen ihm auch viele Freunde sagen: » Thomas, du hast dich da verrannt.« Heute ist sicher, dass Wirecards Forderungen, mit denen für Borgwerth alles anfing, aus Geschäften mit zweifelhaften Partnern resultieren, die in Dubai, Singapur und auf den Philippinen sitzen. Diese Partner sollen angeblich Zahlungen für Wirecard-Kunden abgewickelt und die Provisionen, die sie Wirecard deswegen schuldeten, als Sicherheit zurückgehalten haben. Knapp 2 Milliarden Euro, die die Partner eigentlich hätten zahlen müssen, werden im Jahr 2020 fehlen. Borgwerth ist schon im Jahr 2014 mit seinem Computerprogramm auf eben jene dubiosen Deals gestoßen, die sechs Jahre später die Ursache für Wirecards Insolvenz sind.