TAXNEWS
Klienteninformation, verfaßt von Mag. Johannes Meller
Ausgabe Nr. 90 vom Jänner 2020

Inhaltsverzeichnis:
1. Was soll das bringen, eine laufende Buchhaltung?
2. Sozialversicherungswerte 2020
3. Prokrastination-das Aufschieben von anstehenden Aufgaben

1.    Was soll das bringen, eine laufende Buchhaltung?

Welches Buchhaltungsintervall ist das passende für Sie? Einmal jährlich 11 Monate nach Jahresende, vierteljährlich während des laufenden Jahres, oder monatlich? Wann passt das Buchhaltungsintervall nicht, wann sollten Sie Ihre Buchhaltung häufiger machen?

Als Steuerberater betreue ich Klienten mit unterschiedlichen Einstellungen zu einer laufenden Buchhaltung. Ich beschreibe im Folgenden drei Gruppen mit ähnlichen Einstellungen.

Typ A: stellt Unterlagen einmal jährlich im Nachhinein zusammen, empfindet das Ordnen und Zusammensuchen der Belege als mühsam.

Wenn Sie angestellt und nebenbei selbständig sind und als Neuer Selbständiger (z.B. Psychotherapeut) arbeiten, und wenn Ihr steuerlicher Jahresgewinn konstant höher oder niedriger als die Versicherungsgrenze ist, dann passt das Erstellen der Buchhaltung nach Jahresablauf für Sie. Wenn Sie einen Gewerbeschein haben, konstant SVA-versichert sind und Ihr Gewinn jedes Jahr ca. gleich hoch bleibt, dann passt diese Buchhaltungshäufigkeit auch.

Typ B: erstellt die Buchhaltung regelmäßig, also monatlich oder vierteljährlich, weil er als Selbständiger den Überblick über die bevorstehenden SVA- und Einkommensteuerzahlungen behalten will oder weil er die von Kunden erhaltene Umsatzsteuer an das Finanzamt abführen muss. Ist durch die aktuelle Buchhaltung auch in der Lage abzuschätzen, ob eine Investition für den Gewinnfreibetrag / Freibetrag für investierte Gewinne erforderlich ist, die hilft, die Einkommensteuer zu reduzieren.

Typ C: berechnet ein budgetiertes Nettoeinkommen für das laufende Jahr. Führt zwei Bankkonten, ein Geschäfts- und ein Privatkonto. Vom Geschäftskonto überweist sich der / die Selbständige 12x jährlich das eigene Gehalt. SVA- und Einkommensteuer-vorauszahlungen werden so eingestellt, dass es zu einer kleinen, jedoch zu keiner großen Nachzahlung kommt, es sei denn, der Jahresgewinn ist höher als budgetiert. Diese sorgfältige Herangehensweise ermöglicht es, den grundsätzlich unangenehmen SVA- und Einkommensteuer-Zahlungen den Schrecken zu nehmen.
Es gibt tatsächlich Unternehmer vom Typ C, und ich darf einige von Ihnen betreuen.

 

Wann passt das Buchhaltungsintervall von Typ A nicht, wann sollten Sie Ihre Buchhaltung häufiger machen?

a)    Wenn Sie Neuer Selbständiger und Angestellter sind und Ihr Gewinn in einem Jahr die Versicherungsgrenze übersteigt und im nächsten Jahr niedriger als die Versicherungsgrenze ist.

b)    Wenn Sie ausschließlich selbständig sind und bei steigendem Gewinn im laufenden Jahr Rücklagen für die SVA- und Einkommensteuer -Nachzahlungen bilden möchten.

c)    Wenn Sie ausschließlich selbständig sind, mehr als 30.000 Euro Jahresgewinn erzielen und den Gewinnfreibetrag/ FBiG im vollen Umfang ausnützen wollen.

 

Wieso soll man SVA-Beiträge und Einkommenssteuer in der erwarteten Höhe vorauszahlen? Eine Nachzahlung ist doch auch möglich.

Ja, Nachzahlungen sind möglich. Aber SVA-Vorauszahlungen in der passenden Höhe reduzieren bereits die Einkommensteuer des laufenden Jahres und erleichtern die Übersicht über die SVA- und Einkommensteuer-Nachzahlungen ungemein. SVA- und Einkommensteuer Nachzahlungen können sich in wenigen Jahren auf 100% eines Jahres -Nettoeinkommens auftürmen. Ich habe solche Selbständige, die von anderen Steuerberatern betreut wurden, kennengelernt. Hilfe ist nach einer Serie zu spät erstellter Jahresabschlüsse und nach mehreren Jahren mit zu niedrigen SVA- und Einkommensteuer-Vorauszahlungen schwierig. Banken vergeben grundsätzlich keinen Kredit für SVA- oder für Einkommensteuer-Nachzahlungen. Ganz im Gegenteil: Banken verlangen bei einem Kreditantrag einen SVA- und Steuerkontoauszug als Nachweis dafür, dass keine solchen Rückstände bestehen, und nur ohne solche Rückstände besteht Aussicht auf eine Kreditgewährung. Manchmal war in so einer Situation ein Konkurs/ Privatkonkurs der einzige Ausweg.

Eine aktuelle Buchhaltung im laufenden Jahr und eine passende Einstellung der SVA- und Einkommensteuer-Vorauszahlungen lohnen sich deshalb!

Für weiterführende Informationen lesen Sie bitte meinen Artikel zur SVA-Nachzahlung bei niedriger SVA-Vorschreibung auf meiner Webseite unter https://www.meller.biz/index.php/finanzamtszahlung-sva-nachzahlung.html

 

2.    Sozialversicherungswerte 2020 Österreich

 

für Gewerbetreibende

monatlich €

 

jährlich €

Mindestbeitragsgrundlage

     

  in der Pensionsversicherung

574,36

 

6 892,32

  in der Krankenversicherung

460,66

 

5 527,92

  für die Selbständigenvorsorge-Beiträge

460,66

 

5 527,92

Höchstbeitragsgrundlage (12x)

6.265,00

 

75 180,00

       

für neue Selbständige

     

Versicherungsgrenze

   

5 527,92

Mindestbeitragsgrundlage

460,66

 

5 527,92

       

für Angestellte/ Arbeiter

     

Geringfügigkeitsgrenze

460,66

   

Höchstbeitragsgrundlage (14x)

5 370,00

 

75 180,00

       

sonstige SV-Werte 2020

     

Einkommensgrenze für Kleinunternehmerregelung

 

5 527,92

Umsatzgrenze für SV-Kleinunternehmerregelung

 

35 000,00

Unfallversicherungsbeitrag

10,09

 

121,08

Unfallversicherungsbeitrag pro Quartal

   

30,27

 

3.    Prokrastination-das Aufschieben von anstehenden Aufgaben

Quelle: Ein Kapital des Buchs Die Kunst des klugen Handelns von Rolf Dobelli

Prokrastination oder Handlungsaufschub nennt die Wissenschaft die Tendenz, unangenehme, aber wichtige Handlungen zu verschleppen: den Kreuzgang ins Fitnesscenter, den Wechsel zu einer kostengünstigeren Versicherung, das Schreiben von Dankeskarten. Daran ändern auch die Neujahrsvorsätze nichts. Prokrastination ist irrational, denn das Vorhaben erledigt sich ja nicht von selbst. Es ist auch nicht so, dass wir nicht wüssten, was gut für uns ist. Warum schieben wir trotzdem immer wieder wichtige Dinge auf die lange Bank? Weil zwischen Aufwand und Ertrag eine zeitliche Kluft liegt. Diese zu überbrücken erfordert ein hohes Maß an mentaler Kraft, wie der Psychologe Roy Baumeister in einem cleveren Experiment demonstriert hat. Er setzte Studenten vor einen Ofen, in dem Schokoladenkekse vor sich hin dufteten. Er stellte eine Schüssel gefüllt mit Radieschen vor den Ofen und sagte den Studenten, sie dürften so viele Radieschen essen, wie sie möchten - aber die Kekse seien strikte verboten. Dann ließ er sie 30 Minuten allein. Die Studenten einer zweiten Versuchsgruppe durften so viele Kekse essen, wie sie wollten. Beide Gruppen mussten anschließend eine anspruchsvolle Mathematikaufgabe lösen. Die Studenten, denen es verboten war, die Kekse zu essen, gaben bei der Mathematikaufgabe doppelt so schnell auf wie jene, die nach Belieben drauflosfuttern durften. Ihre Selbstkontrolle hatte sie mentale Energie gekostet, Willenskraft, die ihnen nun zum Lösen der Aufgabe fehlte. Willenskraft funktioniert wie eine Batterie - zumindest kurzfristig. Ist die Energie aufgebraucht, fehlt sie für zukünftige Herausforderungen. Das ist eine fundamentale Erkenntnis. Selbstkontrolle ist nicht rund um die Uhr aufrechtzuerhalten. Es braucht Phasen, in denen man sich entspannt, sich treiben lässt und die Batterie wieder auflädt. Das ist das eine.

Die zweite notwendige Bedingung, um der Prokrastination zu entgehen, sind Tricks, die uns daran hindern, dass wir uns rund um die Uhr treiben lassen. Dazu gehört das Eliminieren von Ablenkungen. Wenn ich einen Roman schreibe, schalte ich meinen Internetzugang aus. Zu groß ist die Verführung, ein bisschen zu surfen, wenn die Arbeit anstrengend wird. Der wichtigste Trick sind Termine. Der Psychologe Dan Ariely hat festgestellt, dass extern gesetzte Fristen - zum Beispiel Abgabetermine, die ein Lehrer oder die Steuerbehörde vorgibt - am besten funktionieren. Selbst gesetzte Termine funktionieren nur, wenn die Aufgabe in klare Teilschritte zerlegt wird -mit jeweils eigenen Terminen. Neujahrsvorsätze ohne klare Teilziele sind zum Scheitern verurteilt.

Fazit: Prokrastination ist irrational, aber menschlich. Um gegen sie anzukämpfen, wenden Sie eine Kombination aus Tricks an. So schrieb meine Nachbarin ihre Doktorarbeit in drei Monaten: Sie mietete sich ein winziges Zimmer ohne Telefon und Internetanschluss. Sie setzte sich drei Termine - für die drei Teile ihres Buches. Sie erzählte jedem, der zuhören wollte, von ihren selbst definierten Zielen, ja sie druckte sie sogar auf die Rückseite ihrer Visitenkarten. Damit transformierte sie die persönlichen Schlusstermine in öffentliche. Über Mittag und an den Abenden lud sie ihre „Batterien“ auf indem sie Modehefte durchblätterte und viel schlief.