Was Anleger von Buffett lernen können

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 08.05.2025, S. 23

Nach 60 Jahren will der legendäre Investor zum Jahresende von der Spitze seiner Investmentgesellschaft zurücktreten. Er hat gezeigt, wie einfach Börse sein kann.

Von Daniel Mohr, Frankfurt

Man kann die Geschichte von Warren Buffett und seiner Investmentholding Berkshire Hathaway als eine der verpassten Chancen lesen. Schließlich leben wir nicht mehr im Omaha der 1960er-Jahre, wo Buffett geboren ist und wo er als junger Mann Investoren anbot, Anteile seiner Gesellschaft für 43 Dollar zu erwerben. Aktuell kostet so eine Aktie 770.000 Dollar - mehr als jede andere auf der Welt.

Man kann schon aus dieser Entwicklung die erste wichtige Botschaft aus Buffetts Tun ziehen: Schau nicht (nur) zurück, schau nach vorn. Das beste Beispiel für diese Stärke von Buffett ist wahrscheinlich Apple. Die Aktie kaufte er 2016, als Apple schon das wertvollste Unternehmen der Welt war. Der alte Mann, damals 85 Jahre alt, habe keine Ahnung von Tech, sei viel zu spät dran, seine Zeit sei vorbei. Solche Schlagzeilen gab es viele. Der Kurs von Apple hat sich seither zum Teil verzehnfacht. Buffett hatte beobachtet, wie treu die Apple-Kunden der Marke waren. Zweite Botschaft von Buffett: Schau, was die Leute tun, was sie mögen.

Eine der vielen Anekdoten aus seinem Leben ist jene, dass er früh anfing, Cola-Dosen zu verkaufen. Sein Konsum des Getränks ist legendär. Coca-Cola ist die älteste Aktie in seinem Depot und eine der erfolgreichsten. Buffett liebt starke Marken, stabile Geschäftsmodelle. Die Aktie hält er seit den 1980er-Jahren. Seither ist die Dividende in jedem Jahr gestiegen. Seit 63 Jahren schafft Coca-Cola das schon. Die Dividende, die Buffett dieses Jahr erhält, entspricht etwa 50 Prozent seiner gesamten Anfangsinvestition. Wer ein Beispiel für den Zinseszinseffekt braucht, hier ist eines.

Die zweitälteste Aktie, American Express, folgt dem gleichen Schema. Einfaches Geschäftsmodell: Wann immer jemand mit der Kreditkarte zahlt, American Express verdient daran mit. Kreditkarten waren schon zu Buffetts Investitionszeiten Anfang der 1990er-Jahre in Amerika beliebt. Heute, im Zeitalter des Konsums im Internet, ist ihr Einsatz um ein Vielfaches gestiegen. Der Aktienkurs ist es auch. Längst hat Buffett auch in Visa und Mastercard viel investiert.

Im Nachhinein hört sich das alles sehr einfach und einleuchtend an. Doch auch Buffett lag nicht immer richtig, musste diese Investitionen unter Unsicherheit tätigen. Auch er konnte nicht wissen, ob die Menschen Jahrzehnte später immer noch gern Cola trinken, dass sich Apple eine derartige Marktmacht erarbeitet, dass die Leute immer noch gern Kreditkarten nutzen und nicht längst die großen Techunternehmen den Bezahlmarkt für sich erobert haben. Was sich Anleger daher besonders bei Buffett abschauen können? Gleichmut und Geduld. Börsenkurse schwanken, und sie tun dies täglich, und niemand kann mit Gewissheit sagen, was sie morgen und übermorgen tun. Was aber verlässlich ist: dass sich Aktienkurse langfristig um den Gewinntrend eines Unternehmens herum bewegen. Den täglichen, gar minütlichen Lärm um die Kurse gilt es auszublenden. Wer von einem Geschäftsmodell eines Unternehmens überzeugt ist, der darf die Gewissheit haben, dass erfolgreiche Geschäftsmodelle langfristig auch an der Börse reichlich belohnt werden. Auch eine Cola-Aktie hat schwache Jahre gehabt, Apple sowieso, aber Buffett ist ein klarer Verfechter der These, dass sich Qualität langfristig durchsetzt. In der Finanzkrise hat er günstig Bankaktien gekauft, allen voran Goldman Sachs. Zwar wurde damals viel auf Ratingagenturen geschimpft, die Schrottpapieren gute Noten gegeben hatten. Buffett aber wusste um die Marktmacht dieser Konzerne, ihren unfassbar wertvollen Datenschatz, den sie angehäuft hatten, lange bevor alle Welt über Datenökonomie redete. Moody's gehört weiter zu den größten Positionen von Buffett.

Im Zeitalter der ETF-Sparpläne ist zudem ein weiterer Punkt interessant. Alle Welt redet davon, dass aktive Fondsmanager auf lange Sicht den Markt nicht schlagen können, ihr Geld damit nicht wert seien und letztlich die Abbildung über einen Index-ETF die rationale Wahl sei - günstig und renditestark. Stimmt alles. Buffett ist aber der lebende Beweis, dass die Regel Ausnahmen kennt und dass mit einer klugen Einzeltitelauswahl der Markt auch über Jahrzehnte geschlagen werden kann. Wer die Berkshire-Aktie Ende der 1980er- Jahre für rund 3000 Dollar gekauft hat, kann sich bis heute eines Wertzuwachses um mehr als 27.000 Prozent erfreuen. Der Aktienindex S& P-500 kommt in der gleichen Zeit auf beachtliche, im Vergleich aber mickrige knapp 5000 Prozent.

Übrigens war Warren Buffett so freundlich, zwischenzeitlich als Baby-Aktien bezeichnete B-Shares einzuführen, sodass nun auch für aktuell 450 Euro eine Aktie von Berkshire Hathaway gekauft werden kann, falls die 770.000 Dollar für die A-Aktie gerade nicht zur Hand sind. Diese ist zu Wochenbeginn um fünf Prozent im Kurs gefallen. Die Nachricht des Rückzugs der 94 Jahre alten Legende erinnerte daran, dass auch er nicht ewig sein Unternehmen führen kann. Der Kursabschlag erfolgte aber vom Rekordhoch aus. Beachtlich in Zeiten, in denen der übrige amerikanische Aktienmarkt seit Trump erheblich unter Druck steht und die Techgrößen zum Teil zwanzig oder dreißig Prozent unter ihren Rekordhochs liegen.

Berkshire ist mit einem Unternehmenswert von 1,2 Billionen Dollar neben der Ölaktie von Saudi Aramco der einzige Nichttechwert unter den zehn größten Börsenwerten der Welt. Buffetts Erfolg derzeit ist auch darauf zurückzuführen, dass er vor der ruckeligen Zeit an den Märkten kräftig Aktien verkauft hat. Die Quartalsmitteilung vom Wochenende wies Barmittel in Rekordhöhe (347 Milliarden Dollar) auf. Das ist selbst für Buffett-Verhältnisse eine Menge Geld. Er will geduldig warten, bis sich wieder bessere Opportunitäten auftun, als sie sich ihm nach einigen Jahren Hausse derzeit bieten.

Und Buffett zeigt damit auch wieder einmal, dass Geldanlage nicht aus irgendwelchen Verrenkungen in komplizierten Konstruktionen bestehen sollte, mit denen sicher nur die Anbieter verdienen. Er setzt auf die einfache - von vielen in der Branche natürlich aus Eigeninteresse als zu simpel empfundene - Art. Der Anleger sollte nur in Dinge investieren, die er versteht. Einfache Geschäftsmodelle, starke Marken, hohe Margen, direkt in Aktien, möglichst keine abgeleiteten Produkte, in denen die Finanzbranche als Mitesser wertvolle Rendite abknapst.

Auch keine globale Streuung in Hunderte oder gar Tausende Titel. Cola, Apple, Kreditkarten, Banken, Moody's, Versicherer, Eisenbahnen, Heinz Ketchup, Domino's Pizza, Paramount Filmstudios - so einfach kann erfolgreiche Geldanlage sein. Wer es sich nicht selbst zutraut, kann auch die Berkshire-Aktie kaufen - das ist sogar billiger als ein ETF. Und warum sollte der Anlagestil nicht auch in den nächsten 60 Jahren funktionieren?

 

Mr. Timing

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 05.05.2025, S. 15,

Von Franz Nestler 

Das Gespür der Investorenlegende Warren Buffett für das richtige Timing ist legendär. Er hat es mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway immer wieder verstanden, zum genau richtigen Zeitpunkt Aktien zu kaufen oder eben zu verkaufen und damit viel Geld einzunehmen. Aktuelles Beispiel ist der jüngste Aktieneinbruch im Zuge des Zollkonflikts. Schon im Vorfeld verkaufte Buffett Wertpapiere etwa von Apple und der Bank of America. Nicht dass er den Absturz vorhergesehen hätte: Bankaktien findet er im aktuellen Marktumfeld einfach unattraktiver. Und bei Apple konnte er Gewinne mitnehmen - die Papiere kaufte er immerhin zum Teil für weniger als 30 Dollar und verkaufte sie nach weniger als zehn Jahren nun für 250 Dollar. Das Geld, das Berkshire auf diese Weise einnahm, setzte er in amerikanische Staatsanleihen um, man ahnt es, deren Renditen in den vergangenen Jahren stiegen und ihm ebenfalls hübsche Profite bescherten. 

Damit soll nicht der Eindruck entstehen, Buffett sei ein Zocker, im Gegenteil. Vielen seiner Positionen ist er seit Jahrzehnten treu, wie etwa Coca-Cola. Und außerhalb seines Aktienportfolios hält er etwa seinen Versicherungen, dem Eisenbahnunternehmen BNSF oder der Textilmarke Fruit of the Loom seit Jahren die Treue. Seine Zurückhaltung auf den Märkten war auch nicht immer gut für ihn: Er bedauerte, nie in die Google-Muttergesellschaft Alphabet investiert gehabt zu haben, auch den Einstieg in das Thema Künstliche Intelligenz verpasste er. Und trotzdem schaffte es Buffett mit Berkshire Hathaway über Jahrzehnte den breit aufgestellten S& P 500 zu schlagen. 

Sein Rückzug von der Spitze des Unternehmens folgt nun der Logik seines Anlageverhaltens: lang durchdacht und aus einer Position der Stärke heraus. Berkshire ist bestens aufgestellt, und er selbst konnte, so fit wie man als 94-Jähriger eben sein kann, noch selbstbestimmt seinen Rückzug verkünden. Diesen kündigte er immer wieder in Aktionärsbriefen an, sodass nun niemand überrascht wurde. Sein designierter Nachfolger Greg Abel steht seit Jahren bereit. Alles in allem hat er damit wieder einmal ein Gespür für das perfekte Timing bewiesen.

 

Das „Orakel von Omaha“ tritt ab

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 05.05.2025, S. 20 

Warren Buffett kündigt seinen Rückzug als Vorstandschef von Berkshire Hathaway an. Auf seiner letzten Aktionärsversammlung auf diesem Posten kritisiert er Trumps Handelspolitik.

Von Roland Lindner, New York 

Es ist das Ende einer Ära: Warren Buffett, der wohl berühmteste Investor und einer der reichsten Menschen der Welt, will zum Jahresende seinen Posten als Vorstandschef der Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway abgeben. Das kündigte er am Samstag auf der Aktionärsversammlung des Unternehmens in Omaha an. Nachfolger des 94 Jahre alten Buffett soll Greg Abel werden, der zur obersten Führungsriege von Berkshire Hathaway gehört. "Ich denke, die Zeit ist gekommen, dass Greg Ende des Jahres Vorstandschef werden sollte", sagte Buffett zum Schluss der Veranstaltung. Er bekam daraufhin vom Publikum längeren Applaus im Stehen. 

Buffett hat als Investor Legendenstatus. Er wird oft das "Orakel von Omaha" genannt, nach seinem Heimatort im US-Bundesstaat Nebraska. Die jährliche Hauptversammlung dort zieht regelmäßig Zehntausende von Besuchern an, Buffett selbst hat sie als "Woodstock für Kapitalisten" beschrieben. Auf dieser Veranstaltung erklärte Buffett Abel schon vor vier Jahren zu seinem wahrscheinlichen Nachfolger, insofern ist es nun keine Überraschung mehr, dass er den Posten tatsächlich bekommt. Die Frage war nur noch, wann der Führungswechsel vollzogen wird, darüber wird in der amerikanischen Wirtschaft seit Jahren spekuliert. Im Februar hatte Buffett in einem Brief an die Aktionäre mit Hinweis auf sein Alter geschrieben, es werde nicht mehr lange dauern, bis Abel ihn als Vorstandschef ablösen werde. Abel ist 62 Jahre alt und seit 1999 im Unternehmen. Damals kaufte Berkshire Hathaway den Stromversorger Midamerican Energy, in dessen Führungsspitze Abel war.

Der Führungswechsel wird eine weitere Zäsur im Unternehmen sein, nachdem 2023 Charles Munger starb, der als Vize-Chairman Buffetts langjähriger Kompagnon war und mit ihm auch stets die Hauptversammlung in Omaha bestritt. Buffett will sich indessen noch nicht ganz zurückziehen. Er will weiter das Amt als Chairman ausüben und "in einigen Fällen nützlich sein", wie er am Samstag sagte. Er betonte aber, Abel werde künftig "das letzte Wort" haben, auch bei Investitionsentscheidungen. Buffett sagte außerdem, er wolle selbst keine einzige Aktie an Berkshire Hathaway verkaufen. Er hält rund 14 Prozent der Anteile. 

Buffett wurde das Investieren gewissermaßen in die Wiege gelegt. Sein Vater war Wertpapierberater und zeitweise auch Abgeordneter des amerikanischen Kongresses, schon als Jugendlicher kaufte er Aktien. Seine Investorenkarriere begann 1965, als er Berkshire Hathaway übernahm, damals ein wirtschaftlich angeschlagenes Textilunternehmen. Er baute die Gesellschaft zu einem gigantischen Imperium aus, unter dessen Dach heute eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Geschäfte versammelt sind. Dazu zählen der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BSNF, die Imbisskette Dairy Queen, der Unterwäschehersteller Fruit of the Loom und der Süßwarenspezialist See's Candies. Insgesamt sind es 189 Tochtergesellschaften. Daneben hält Berkshire Hathaway Aktienpakete an einer Reihe von Unternehmen, darunter sind der Elektronikkonzern Apple, der Kreditkartenanbieter American Express, der Getränkehersteller Coca-Cola und der Finanzdienstleister Bank of America. 

Apple-Vorstandschef Tim Cook saß am Samstag im Publikum. Später schrieb er auf der Plattform X: "So jemanden wie Warren hat es noch nie gegeben." Anwesend war auch Microsoft-Mitgründer Bill Gates, ein langjähriger Freund von Buffett, an dessen wohltätige Stiftung der Investor einen großen Teil seines Vermögens gespendet hat. Auch die frühere Außenministerin und Präsidentenkandidatin Hillary Clinton war in Omaha.

Buffett hat es immer als seine Strategie beschrieben, langfristig zu investieren, und nur in Branchen, deren Geschäft er versteht. Lange hielt er sich auch weitgehend von Technologieunternehmen fern. Das hat sich allerdings in der jüngeren Vergangenheit etwas geändert.

Nach Berechnung der Nachrichtenagentur "Bloomberg" hat die Aktie von Berkshire Hathaway zwischen 1965 und 2024 jedes Jahr im Schnitt 20 Prozent an Wert gewonnen, verglichen mit zehn Prozent, die der Aktienindex S& P 500 in diesem Zeitraum geschafft habe. Heute wird Berkshire Hathaway an der Börse mit fast 1,2 Billionen Dollar bewertet. Die Aktie notiert auf einem Rekordhoch, seit Jahresbeginn hat sie fast 19 Prozent an Wert gewonnen und sich damit weit besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Eine Aktie von Berkshire Hathaway kostet derzeit mehr als 800.000 Dollar, Buffett hat sich stets gegen einen Aktiensplit gesträubt. 

Im "Bloomberg Billionaires Index" wird Buffetts Vermögen heute auf 169 Milliarden Dollar beziffert, das sind fast 27 Milliarden Dollar mehr als zum Jahresbeginn. Keine andere Person auf der Welt hat in diesem Jahr eine ähnlich hohe Steigerung geschafft. Einige der anderen reichsten Menschen der Welt wie Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos mussten in diesem Zeitraum einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Buffett hat gesagt, er wolle mehr als 99 Prozent seines Vermögens an wohltätige Zwecke spenden. Er hat schon rund 40 Milliarden Dollar an die Stiftung von Bill Gates gegeben. 

Auch Berkshire Hathaway ist indessen nicht frei von Sorgen. Das Unternehmen teilte am Samstag mit, sein Betriebsergebnis sei im ersten Quartal um 14 Prozent gefallen. Es steht freilich finanziell sehr solide da. Ende des Quartals hatte es Barbestände von fast 350 Milliarden Dollar. Angesichts dessen wird an den Finanzmärkten viel über etwaige Zukäufe spekuliert. Buffett sagte, er habe in jüngster Zeit eine zehn Milliarden Dollar teure Akquisition erwogen, die dann aber nicht zustande gekommen sei. 

Buffett ist für Bescheidenheit und Bodenständigkeit bekannt. Die Hauptversammlung, die am Samstag zum sechzigsten Mal stattfand, hat nicht zuletzt deshalb Kultstatus, weil er dort auf volksnahe Art über seine Anlagephilosophie spricht. Buffett lebt bis heute in einem schlichten Haus in Omaha, das er 1958 für etwas mehr als 30.000 Dollar gekauft hat. Es ist Schätzungen zufolge heute rund 1,4 Millionen Dollar wert. Jamie Dimon, der Vorstandschef der Bank J.P. Morgan Chase, sagte am Wochenende: "Warren Buffett steht für alles, das gut am amerikanischen Kapitalismus und an Amerika selbst ist - Investitionen in das Wachstum unserer Nation und seiner Unternehmen mit Integrität, Optimismus und gesundem Menschenverstand." 

Bevor Buffett seinen Rücktritt ankündigte, kritisierte er am Samstag die Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump, allerdings ohne ihn beim Namen zu nennen. "Handel sollte keine Waffe sein", sagte er und fügte hinzu: "Wir sollten darauf aus sein, mit dem Rest der Welt Handel zu betreiben. Wir sollten tun, was wir am besten können, und die anderen sollten tun, was sie am besten können." Buffett warnte die USA davor, den Rest der Welt gegen sich aufzubringen. Aus seiner Sicht wäre es "ein großer Fehler", wenn 7,5 Milliarden Menschen einen nicht mögen und 300 Millionen sich damit brüsteten, wie gut es ihnen gehe. Eine Welt, in der einige wenige Länder sagen "Hahaha, wir haben gewonnen", während alle anderen neidisch seien, sei keine gute Idee. 

In seinem Bericht zum ersten Quartal schrieb Berkshire Hathaway, es sei möglich, dass die gegenwärtigen Handelskonflikte negative Auswirkungen auf die meisten, wenn nicht sogar alle Tochtergesellschaften und auch auf die Beteiligungen des Unternehmens haben werden. Buffett zeigte sich am Samstag allerdings nicht sonderlich beunruhigt von den jüngsten Kursschwankungen an den Börsen. 

In der Vergangenheit hat sich Buffett schon öfters zu politischen Fragen geäußert. Er sprach sich zum Beispiel dafür aus, dass Reiche mehr Steuern bezahlen. Er kritisierte, das amerikanische Steuerrecht begünstige Menschen wie ihn, und er habe einen niedrigeren Steuersatz als seine Sekretärin. In einem 2021 veröffentlichten Bericht von "Pro Publica" wurde ihm indessen vorgehalten, er zahle im Vergleich zu anderen Superreichen besonders wenig Steuern. Zwischen 2014 und 2018 zum Beispiel habe er nur knapp 24 Millionen Dollar an den Fiskus abgeführt.

 

In den Fußstapfen einer Legende

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 05.05.2025, S. 20 

Greg Abel hat als Nachfolger von Warren Buffett eine gewaltige Aufgabe vor sich

lid. NEW YORK. Greg Abel war offenbar selbst überrascht. Als Warren Buffett am Samstag auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway ankündigte, er wolle sein Amt als Vorstandschef zum Jahresende an Abel übergeben, war das für seinen designierten Nachfolger wohl eine Neuigkeit. Buffett sagte, er habe nur seinen beiden Kindern, die im Verwaltungsrat des Unternehmens sitzen, vorher davon erzählt. Aber auch wenn der genaue Zeitpunkt bislang nicht feststand: Dass Abel voraussichtlich eines Tages an die Spitze von Berkshire Hathaway rücken würde, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Buffett gibt ihm regelmäßig Vorschusslorbeeren. In einem Aktionärsbrief im vergangenen Jahr schrieb er, Abel sei "in jeder Hinsicht bereit, morgen Vorstandschef von Berkshire zu sein". Einmal sagte Buffett: "Greg wird erfolgreicher als ich sein, und wenn ich etwas anderes sagen würde, dann würde meine Nase wachsen." Mit solchen Aussagen versucht Buffett die Botschaft zu vermitteln, Berkshire Hathaway sei für eine Zukunft ohne ihn bestens gerüstet. 

Auf den 62 Jahre alten Abel wartet freilich eine gewaltige Aufgabe, er folgt einer Legende nach. Und Buffetts Ankündigung katapultiert ihn in einer Art und Weise ins Rampenlicht, wie er es bislang nicht gewöhnt ist. Verglichen mit Buffett, der seine jährlichen Auftritte auf der Versammlung der Aktionäre genießt und auch schon in einigen Fernsehshows zu sehen war, gilt Abel als eher öffentlichkeitsscheu. Und der Personenkult um Buffett hat auch immer maßgeblich zum Nimbus von Berkshire beigetragen. Die Analystin Cathy Seifert sagte zur Nachrichtenagentur Reuters: "Die Frage ist: Wird Berkshire immer noch das Buffett-Premium haben, wenn Buffett nicht mehr da ist?" 

Abel wird künftig ein in den USA einzigartiges Konglomerat führen, zu dem nicht nur 189 Tochtergesellschaften aus den verschiedensten Branchen gehören, sondern auch Beteiligungen an einer Reihe prominenter Unternehmen wie Apple oder American Express. Er hat den Ruf, sich mehr in das operative Geschäft der Berkshire-Unternehmen einzumischen als Buffett. Am Samstag sagte er selbst, er spiele eine "aktivere" Rolle - "hoffentlich auf eine positive Art und Weise". 

Bislang hatte Abel den Titel als Vize-Chairman, also als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats. Er trägt die Verantwortung für alle Berkshire-Gesellschaften mit Ausnahme von Versicherungen. Geboren ist er im kanadischen Edmonton. Er ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, als Kind hat er Geld verdient, indem er Werbebroschüren austrug und weggeworfene Pfandflaschen einsammelte. Er studierte Wirtschaft an der University of Alberta und arbeitete dann zunächst für den Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers, bevor er in die Energiebranche wechselte. Er arbeitete sich in die Führungsriege des Stromversorgers Midamerican Energy im US-Bundesstaat Iowa nach oben. Zu Berkshire kam er 1999, als das Unternehmen Midamerican kaufte. 

Wie viele Kanadier ist Abel ein großer Eishockey-Fan, und er findet, das habe ihm auch in seiner Karriere geholfen. Er hat einmal gesagt: "Wenn man Eishockey spielt, lernt man sehr schnell, dass man erfolgreicher ist, wenn man als Team spielt und nicht als einzelne Person."

 

Berkshire Hathaway mit rekordhohem Bargeldbestand

FAZ 25. Februar 2025: Warren Buffett bereitet die Anleger darauf vor, dass er nicht mehr lange an der Spitze von Berkshire stehen wird. Dafür bereitet er alles vor, auch mit einem rekordhohen Bargeldbestand.

Es ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch Warren Buffett sah sich trotzdem dazu gezwungen, sie klarzustellen: „Berkshire-Aktionäre können sich sicher sein, dass wir immer einen Großteil ihres Geldes in Aktien investieren werden“, schrieb der bekannte Investor in einem Brief an seine Aktionäre. Der Grund: Abermals hat seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway ihre Bar-Bestände aufgestockt. Mittlerweile sitzt Buffett auf 334 Milliarden Dollar – so viel wie noch nie und damit auch ein neuer Rekord. Seit zehn Quartalen in Folge steigt der Bestand.

Einer der Gründe dafür ist offensichtlich: Buffett verkauft weiter Wertpapiere. Beispiel Apple: Einst die größte Position und für die Hälfte des Wertes des Aktienportfolios verantwortlich, ist der Anteil von sechs Prozent auf zwei Prozent gefallen. In vier aufeinander folgenden Quartalen verkaufte Berkshire die Papiere – mit ordentlich Gewinn, da Apple in den Jahren, als Berkshire die Aktien kaufte, deutlich niedriger notierte. Trotzdem bleibt die Apple-Position mit einem Marktwert von 75 Milliarden Dollar Buffetts größte Aktienbeteiligung. Auch von der Bank of America trennte er sich im großen Stil.

Offensichtlich findet Buffett aber aktuell kein Ziel für seine Milliarden. Mit dem Geld könnte er fast jedes börsennotierte Unternehmen kaufen, lediglich die großen Tech-Konzerne sind für ihn zu teuer. Auf der jüngsten Hauptversammlung im Mai 2024 äußerte er sich dazu ausführlich: „Wir würden es gerne ausgeben, aber wir werden es nicht ausgeben – es sei denn, wir glauben, dass wir etwas tun, das ein sehr geringes Risiko birgt und uns eine Menge Geld einbringen kann“, sagte der bekannte Investor: „Es ist ja nicht so, dass ich in einen Hungerstreik trete oder so etwas in der Art. Es ist nur so, dass die Dinge nicht attraktiv sind“, meint Buffett.

 

„An der Wall Street ist wenig Angst zu spüren“

 

Auch in seinem aktuellen Aktionärsbrief geht er darauf ein, dass er nur „sehr wenige Unternehmen findet, die uns auch nur annäherend interessieren“, so der Investor. „Diese traurige Tatsache zeugt von der Verrücktheit der Bewertungen. Leider könnte sich der Kater als proportional zum Saufgelage erweisen“, schreibt Buffett in seiner unnachahmlichen Art.

Obwohl viele Analysten Berkshire mit Argusaugen betrachten und mit seinen zahlreichen Unternehmensbeteiligungen als Abbild der amerikanischen Wirtschaft betrachten, machen sich wenige tatsächlich Sorgen. So hält etwa die Schweizer Großbank UBS ihre Kaufen-Empfehlung für Berkshire aufrecht. Analyst Brian Meredith schreibt, dass er die Aktie weiterhin als attraktiven Wert in einem unsicheren Umfeld sieht. Anders als sonst deuten die Aktienverkäufe nicht auf einen Ausverkauf am Markt hin. Vielmehr ist es das Ergebnis von einigen Einzelfallentscheidungen, dass die Aussichten einzelner Unternehmen nicht den Preis rechtfertigten.

Buffett selbst betrachtet die Entwicklung an den Aktienmärkten immer wieder mit Sorge. In einem alten Aktionärsbrief schrieb er dazu: „Während diese Zeilen geschrieben werden, ist an der Wall Street wenig Angst zu spüren. Stattdessen überwiegt die Euphorie – und warum nicht?“, fragt er rhetorisch. „Denn was gibt es Erfreulicheres, als an einer Hausse teilzunehmen, bei der sich die Gewinne der Unternehmenseigentümer in glorreicher Weise von den mühsamen Leistungen der Unternehmen selbst abkoppeln“, fährt er dann aber fort, um zu schließen: „Leider können Aktien aber nicht unbegrenzt besser abschneiden als Unternehmen.“ Diese Zeilen schrieb er im Februar 1987 – wenige Monate vor dem schwarzen Montag am 19. Oktober 1987, als der Dow zeitweise mehr als 25 Prozent verlor.

 

Opfer seiner eigenen hohen Ansprüche

Erst vergangene Woche erreichte der S&P 500 ein neues Allzeithoch. In den vergangenen beiden Jahren stand jeweils ein Plus von mehr als 20 Prozent zu Buche. Der amerikanische Leitindex wird mit dem 22-Fachen der für die kommenden 12 Monate prognostizierten Gewinne gehandelt – was laut „Factset“ über dem Zehnjahresdurchschnitt von 18,6 liegt.

Buffett wird hier auch Opfer seiner eigenen hohen Ansprüche. Er hält die Marktpreise für zu hoch, um attraktive Geschäfte zu finden. Das lässt sich am ehesten am Buffett-Index feststellen – einem von zahlreichen Indikatoren, mit denen er potentielle Käufe gewinnt. Er funktioniert dabei sehr simpel und teilt die Marktkapitalisierung aller Aktien durch das Bruttoinlandsprodukt.

Die Regel ist dabei ganz klar: Befindet sich der Indikator über 100 Prozent, geht man davon aus, dass die Papiere zu hoch bewertet sind. Um es noch klarer zu sagen: Wenn die Gewinne der Unternehmen steigen und damit mutmaßlich die Aktienkurse, müsste natürlich auch der wirtschaftliche Ausstoß eines Landes steigen. Ist das nicht der Fall, ist mutmaßlich etwas faul. Im besten Falle sinkt nur die Gewinnrendite, im schlimmsten Falle kann es aber zu einem Crash kommen. Der Index liegt aktuell bei 211 Prozent – so findet Buffett aktuell kein Unternehmen.

 

Vorsicht, meine Aktie ist allgemein nicht günstig zu haben

Von anderer Seite dürfte der Druck aber bald steigen: Buffett investiert zumeist in die zehnjährige amerikanische Staatsanleihe. Diese wirft aktuell 4,4 Prozent im Jahr ab. Das summierte sich im Jahr 2024 auf mehr als 13 Milliarden Dollar an Zins- und anderen Kapitalerträgen. Das entspricht einem Plus von rund 50 Prozent zum Vorjahr.

Buffett müsste also erst einmal ein Unternehmen finden, das ihm mehr Geld garantiert als diese aktuell 4,4 Prozent. Doch mit der laufenden Zinswende – Notenbanken auf der ganzen Welt senken die Leitzinsen – dürften die Renditen der von Berkshire gehaltenen Staatsanleihen auch sinken. Andere Ziele werden dann automatisch attraktiver.

Berkshire verzichtet auch weiterhin auf Aktienrückkäufe. über die sonst Geld an die Anteilseigner zurückverteilt wird. Damit signalisiert aber auch ein Warren Buffett: Vorsicht, meine Aktie ist allgemein nicht günstig zu haben. Schon seit Mai verzichtet Berkshire auf diesen Schritt, zuletzt war das vor sieben Jahren im Jahr 2018 der Fall.

 

Noch nie zahlte ein Unternehmen mehr Steuern als Berkshire

Eine beliebte Theorie unter Analysten, warum Buffett aktuell so viele Barmittel anhäuft, dreht sich um seinen designierten Nachfolger Greg Abel. Der langjährige Berkshire-Manager ist als Thronerbe schon fest eingeplant, aktuell leitet der 62 Jahre alte Abel Berkshire Hathaway Energy und ist als stellvertretender Vorsitzender für das Nichtversicherungsgeschäft tätig. Der Analyst Greg Shanahn vom Finanzberater Edward Jones etwa äußerte gegenüber dem „Wall Street Journal“, dass Buffett seine Hausaufgaben mache, alles aufräume und sich darauf vorbereitet, das Unternehmen zu übergeben. „Er möchte Greg Abel eine gute Ausgangsposition bieten und keine Probleme mit Altlasten haben“. Buffett selbst gibt das ganz offen zu und stellt eine baldige Übergabe der Amtsgeschäfte in Aussicht: „Mit 94 Jahren wird es nicht mehr lange dauern, bis Greg Abel mich als Vorstandsvorsitzender ersetzt und die jährlichen Briefe schreiben wird“, schreibt der Starinvestor.

Er würde Berkshire Hathaway jedenfalls in glänzendem Zustand übergeben. Er meldete für das Jahr 2024 einen Gewinn von 89 Milliarden Dollar. Buffett selbst ermutigt seine Aktionäre immer wieder, nicht auf diese Zahl zu schauen, sondern auf das Betriebsergebnis. Diese Kennzahl schwankt weniger, weil nicht realisierte Gewinne aus Aktienanlagen in ihr nicht enthalten sind. Und auch dieses operative Ergebnis konnte sich sehen lassen, es lag bei 47,4 Milliarden Dollar.

Das führte auch zu einem anderen, ungewöhnlichen Rekord: Noch nie zahlte ein Unternehmen mehr Steuern als Berkshire. Der Konzern leistete Zahlungen in Höhe von 26,8 Milliarden Dollar, mehr als die ganzen Tech-Giganten mit ihren Billionenbewertungen. Das entspricht fünf Prozent aller Bundes-Unternehmenssteuern.

 

Charlie Munger zu Berkshire Hathaway

Quelle: Buch "Tao of Charlie Munger"
A Compilation of Quotes from Berkshire Hathaway's Vice Chairman on Life, Business, and the Pursuit of Wealth With Commentary by David Clark Gebundene Ausgabe – Rauer Buchschnitt, 3. Januar 2017

The Tao of Charlie Munger

In the chronicles of American financial history Charlie Munger will be seen as the proverbial enigma wrapped in a paradox-he is both a mystery and a contradiction at the same time. Warren Buffett said, "Charlie's most important architectural feat was the design of today's Berkshire. The blueprint he gave me was simple: Forget what you know about buying fair businesses at wonderful prices; instead, buy wonderful businesses at fair prices .... Consequently, Berkshire has been built to Charlie's blueprint. My role has been that of a general contractor, with the CEOs of Berkshire's subsidiaries doing the real work as subcontractors."

How is it that Charlie-who trained as a meteorologist and a lawyer and never took a single college course in economics, marketing, finance, or accounting-became one of the greatest business and investing geniuses of the twentieth and twenty-first centuries? Therein lies the mystery.

Charlie was born in Omaha, Nebraska, on January 1, 1924, in the midst of the Roaring Twenties. The radio and airplane were the cutting-edge technologies of the day fund called Fund of Letters, which they quickly renamed the New America Fund. When the partnership liquidated, the partners received shares in the New America Fund, which Guerin ran and for which Charlie picked the investments.

In 1977 New America Fund bought the Daily Journal Corporation for $2.5 million, and Charlie became its chairman. The Daily Journal Corporation is a California publishing company that publishes newspapers and magazines, including the Los Angeles Daily Journal and the San Francisco Daily Journal. When Guerin and Charlie dissolved the New America Fund, its shareholders received shares in the Daily Journal Corporation and the company became a publicly traded OTC stock. Many of today's Daily Journal shareholders have literally been with Charlie since the days of his original investment partnership, more than forty years ago. In 1979 Charlie became Berkshire Hathaway's first vice chairman. In 1983 Blue Chip Stamp merged with Berkshire Hathaway and Charlie took over as chairman of Wesco. lt was from those two positions that Charlie would help Warren make the investment and management decisions that would take Berkshire Hathaway
from a net income of $148 'million and a stock price of $1,272 a share in 1984
to a net income of  $24 billion and a stock price of $210,000 a share in 2016.

In 2016, at ninety-two, Charlie is vice chairman of Berkshire Hathaway, a company with a market capitalization of $362 billion, as well as the chairman of the Daily Journa1 Corporation, and his personal fortune now exceeds $2 billion.

Warren, in summing up Charlie's impact on his investment style over the last fifty-seven years, said, "Charlie shoved me in the direction of not just buying bargains as Ben Graham had taught me • This was the real impact that he had on me. lt took a powerful force to move me on from Graham's limiting view. lt was the power of Charlies mind."

 

"This worshipping at the altar of diversification, I think that is really crazy."

Diversification is a way to protect financial consultants and stock brokers from ever looking really bad, but it also stops them from looking really good as well. What happens with broad diversification- holding a portfolio of, say, fifty or more different stocks-is that the winners will be canceled out by the losers, just as the losers will be canceled out by the winners. Diversification creates a situation that basically mimics the market or an index fund. An adviser who counsels diversification never looks very good or very bad, just average.

Charlie Munger discovered that if we invest in companies, that have great economics working in their favour, at a reasonable price, we can bring the number of companies we own down to ten or fewer and still be protected against an unexpected business failure, and have good growth of our portfolio over a ten- to twenty-year period. As the saying goes, too much diversification, and we end up with a zoo. It's much easier to keep a sharp eye on our basket if there are only ten eggs in it.

 

 # 2 CIRCLE OF COMPETENCE

"Knowing what you don't know is more useful than being brilliant."

What Charlie is saying here is that we should become conscious of what we don't know and use that knowledge to stay away from investing in businesses we don't understand. At the height of the bull market bubble in technology Stocks in the late 1990s, many very brilliant people were seduced into investing in Internetstocks. Charlie realized that he didn't understand the new Internet businesses, which were outside what he calls his circle of competence, so he and Berkshire avoided them completely. Most of Wall Street thought he had lost his touch. But when the bubble finally burst and the companies' stock prices fell, fortunes were lost, and it was Charlie who was left looking brilliant.

 

 

#3 AVOID BEING AN IDIOT

"People are trying to be smart-all I am trying to do is not to be idiotic, but it's harder than most people think."

Charlie's investment philosophy is predicated on the theory that a shortsighted stock market will sometimes underprice a company’s shares relative to the long-term economic value of the company When that happens, he buys into the company, holds it for the long term, and lets the underlying economics of the business eventually lift the stock price. The only thing he has to be careful about is not doing something stupid, which in his case are mostly errors of omission, such as not acting when he sees a good investment or buying too little of it when the opportunity presents itself. Which is actually harder to do than one might think.

 

#4 WALKING AWAY

"Life, in part, is like a poker game, wherein you have to learn to quit sometimes when holding a much-loved hand-you must learn to handle mistakes and new facts that change the odds."

Charlie experienced this with the home mortgage lender Freddie Mac. When Berkshire bought shares in Freddie Mac in the 1980s, it was a very well run, conservatively managed, profitable enterprise involved in the mortgage business. As time went on, Freddie's management branched out into a new line of business in which they were using their quasi-governmental status to aggressively borrow short-term money and then lend it out long term-the same financial equation that eventually put Lehman Brothers into bankruptcy. Seeing the dramatic increase in risk and the change in the attitude of Freddie Mac's management, Berkshire sold its much-loved investment at a profit in 1999. By 2008 Freddie Mac was in receivership (a kind of bankruptcy), the old management had been fired, and the stock was worth a tiny fraction of what it had been when Berkshire sold its shares. Charlie knows when to hold 'em, knows when to fold 'em, and knows when to walk away

 

 

# 5 EASY SHOOTING

"My idea of shooting a fish in a barrel is draining the barrel first."

Sometimes the shortsighted stock market serves up an investment opportunity that is so obvious it is hard to resist. This usually happens when there is a stock market panic and investors are fleeing any and all investments, even the ones with great long-term economics working in their favor. This fleeing of investors is the draining of the barrel-stock prices drop, which makes it easier for Charlie to see the fish: underpriced great businesses.

 

# 6 REVELATION

"Once we'd gotten over the hurdle of recognizing that a thing could be a bargain based on quantitative measures that would have horrified Graham, we started thinking about better businesses."

Benjamin Graham was the dean of value investing. He was also Warren Buffett's teacher and mentor, and in his world value investing meant buying a stock at below its intrinsic value-which to Graham meant half of book value or at a very low price-to-earnings ratio. One could readily do that in the period of 1933 to 1965 if one worked hard enough at finding those kinds of bargains. The problem with Graham's investment philosophy was that it required an investor to sell the stock once it raise to its intrinsic value. There was no such thing as owning a company for twenty years or longer and letting the underlying economics of the business grow the company and lift the stock price.

Charlie and Warren realized that some businesses have exceptional economics working in their favor that will cause their intrinsic value to increase over time. The common stock of these amazing companies really is a kind of equity bond that has an increasing rate of interest (earnings) attached to it. For example: When Berkshire started buying Coca-Cola stock in 1988 (figures are adjusted for splits), the company had earnings of $0.18 a share and was growing its per share earnings at a rate of approximately 16% a year. Berkshire paid approximately $3.24 a share, which equates to a PIE ratio of 18, way too high for the likes of Graham. But Charlie and Warren could see something that Graham couldn't: that the long-term economics of the business made it a bargain at a P/E ratio of 18. They saw Coca-Colas stock as a kind of equity bond, which was paying an initial rate of return of 5.55% ($0.18 EPS divided by $3.24 = 5.55%), which would continue to increase as Coke's per share earnings continued to grow; and that over the long term, the market would advance Coke's share price as the company's earnings grew.

So how did Berkshire do? Its $1,299 billion original investment in Coke in 1988, over the last twenty-seven years, has grown to be worth $17.184 billion, giving Berkshire an average annual compounding rate of return of 10.04% for the twenty-seven years, which doesn't even include all the dividends that it received in that time period. In 2015 alone, Coca-Cola paid to Berkshire $528 million in dividends, giving Berkshire a current annual dividend rate of return of 40% on its initial investment of $1.299 billion. Over the next five years Coca-Cola will pay Berkshire approximately $2.64 billion in dividends. Things really do go better with a Coke, including our money.

 

# 8 SITTING ON YOUR ASS

"Sit an your ass investing. You're paying less to brokers, you're listening to less nonsense, and if it works, the tax system gives you an extra one, two, or three percentage points per annum."

This important investment philosophy assumes that one is better off buying a business with exceptional business economics working in its favor and holding it for many years than engaging in a lot of buying and selling, trying to anticipate market trends. Constantly buying and selling means constantly being taxed. If one holds an investment for twenty years there is only one tax to pay, which, according to Charlie, equates to an extra 1 to 3 extra percentage points of profit per year. Though the 3 extra percentage points may not seem like much, consider this: a million-dollar investment compounding at 4% a year will have grown in year twenty to $2,191,123. Add three percentage points (4% + 3% = 7%), so that the million-dollar investment is compounding for twenty years at 7%, and you will end up with a sum of $3,869,684 in the twentieth year.

Charlie knows that time is a good friend to a business that has exceptional economics working in its favor, but for a mediocre business time can be a curse.

 

# 25 WAITING

"It's waiting that helps you as an investor, and a lot of people just can't stand to wait."

Blaise Pascal, the seventeenth-century French mathematician, said, "All of humanity's problems stem from man's inability to sit quietly in a room alone." Charlie agrees. You have to wait for the right company-one with a durable competitive advantage-that is selling at the right price. And when Charlie says wait, he means wait as long as it takes, which can mean years. Warren got out of the stock market in the late 1960s, and he waited five years before he found anything he was interested in buying. In the late 1990s, during the Internet bubble, Charlie and Warren gave up on finding anything to buy in the stock market, and it wasn't until 2003 that they started to find stocks attractive again. But waiting, for most investors, is not an easy thing to do. This also applies to mutual and hedge fund managers; they are driven to produce quarterly results, so waiting several years to find something good to buy is out of the question. There is more than just waiting to find something to buy. Once you buy a stock, you have to wait for the business's underlying economics to grow the company and lift its stock price. When Charlie and Warren say that they intend to hold an investment forever, they mean forever! Who on Wall Street would ever make such a statement? That's one of the reasons Charlie and Warren have never worried about anyone mimicking their investment style-because no other institution or individual has the discipline or patience to wait as long as they can.

 

# 26 tax shelters 

 "In terms of business mistakes that I've seen over a long lifetime, I would say that trying to minimize taxes too much is one of the great standard causes of really dumb mistakes. . . . Anytime somebody offers you a tax shelter from here on in life, my advice would be don't buy it." Charles Munger

Charlie has seen incredible mistakes in investment judgement because some people are more concerned with not paying taxes than they are with making money. They invest in tax shelters that may be great at avoiding taxes but in reality are terrible business ventures, many of which end up losing more money than they saved their owners in taxes. Charlie and Warren have engineered their investment in Berkshire Hathaway so that it is a kind of legal tax shelter. They have accomplished this by having the company never pay a dividend, thus avoiding the tax on the dividend payment, and by holding their Berkshire stock for fifty years. That has allowed the earnings to pile up inside Berkshire. And they used the accumulated profits to build the company by acquiring other companies. The only time they have to pay the tax on their Berkshire holdings is when they sell their stock. In Warren's case, since all his money is going to a charitable foundation, he will never have to pay a dime of tax on it. Why would Charlie or Warren ever buy a tax shelter when they have Berkshire Hathaway, the ultimate vehicle for avoiding or deferring the payment of taxes?

 

# 29 UNDERSTANDING THE ODDS

"Move only when you have the advantage-you have to understand the odds and have the discipline to bet only when the odds are in your favour."

Here is where it gets counter-intuitive. To understand this piece of advice, you need a little bit of "Charlie history." In the late 1960s both Charlie and Warren had their own hedge fund. As the bull market of the late '60s raged on, everything became overpriced, and Warren, who was still following a Graham approach of buying bargains, could no longer find anything cheap to buy. So rather than alter his investment strategy, Warren shut down his hedge fund and returned the money to his partners, putting the vast majority of his own money into cash equivalents such as US treasuries.

Charlie kept on investing, and enjoyed great returns until the stock market crash of 1973-74, when he lost nearly half of his partners' money. He called it the worst time in his life.

Warren, who was sitting on a huge amount of cash because everything running up to the crash had been over-priced, suddenly found himself surrounded by dozens of wonderful companies selling at bargain prices. Because Warren was awash in cash, he could buy them. Because Charlie didn't have any cash, he couldn't buy them. When the stock market recovered, Charlie's investments recovered and he regained his partners' losses. But the experience so shattered him that he shut down his fund. What did Charlie learn from all that? He learned that as stock prices rise, the odds start going against investors. And when prices fall, the odds start turning in investors' favor. He also learned that if he stays fully invested in the market as it rises, he won't have any cash to invest with when the market crashes. It doesn't matter how good the odds are; if you don't have any cash to bet with, you are never going to make a dime.

 

# 32 RECOGNIZING REALITY

 "I think that one should recognize reality even when one doesn't like it; indeed, especially when one doesn't like it."

The reality that Charlie is talking about here is when a much-loved investment enters a new realm of economic reality-which means that over time the underlying economics of the company have changed so much that the once great business is no longer such a wonderful enterprise. For Berkshire this happens periodically with its reinsurance businesses. Overcapacity in the reinsurance business means that there is too much money chasing too little business. This results in lower pricing, which means that Berkshire makes less money for reinsuring the risk. Most reinsurance companies don't accept this reality: and just keep selling reinsurance policies-even when it means they will make very little money off them. Berkshire, on the other hand, just flat out stops selling reinsurance, and will wait till prices rise again before getting back into the game. As a result Berkshire has become one of the largest and most profitable reinsurance operations in the world today.

 

# 35 THE FUTURE OF BERKSHIRE HATHAWAY

"When I came out to California, there was this playboy and he spent all his time drinking heavily and chasing movie stars. His banker called him in and said that he was very nervous about his behavior. He told his banker, 'Let me tell you something: my municipal bonds don't drink . ,,,

Charlie is using this story to remind us that Berkshire Hathaway owns a collection of exceptional businesses, hand selected by Charlie and Warren because of their superior underlying economics and run by brilliant managers. They will keep on earning Berkshire good money long after he and Warren get off the wagon and sail on to that great bull market in the sky.

 

# 38 WAITING IS THE HARDEST PART

''You have to be very patient, you have to wait until something comes along, which, at the price you're paying, is easy. That's contrary to human nature, just to sit there all day long doing nothing, waiting. It's easy f or us, we have a lot of other things to do. But for an ordinary person, can you imagine just sitting for five years doing nothing? You don't feel active, you don't feel useful, so you do something stupid."

We've talked about Charlies view of patience earlier on. But just in case there are any doubting Thomases among you, I wanted you to read Charlie's statement on the subject at the 2014 Daily Journal Annual Meeting. This important Statement helps explain one of the last great mysteries of Charlie's equation for creating fantastic wealth. And believe me when I tell you that out of the forty thousand people who attend the Berkshire Hathaway annual meeting, which includes thousands of investment professionals, there might be ten people there who actually understand this piece of advice and are able to put it into practice. So I want to walk through it line by line-to explore all of its nuances. Because if you get anything out of this book, you will learn the importance that Charlie puts on patience.

 

So gelingt der Einstieg in Aktien

Quelle: FAZ vom 13.01.2023, von Daniel Mohr

Der Dax springt auf mehr als 15 000 Punkte. Die Angst vor Rezession, Gasmangel und Zinserhöhungen schwindet. Sechs Fragen und Antworten, was nun bei der Aktienanlage zu beachten ist.

 

Warum sind die Aktienkurse jetzt so stark gestiegen?

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Aber im Herbst hatten viele Marktteilnehmer Angst. Vor einem kalten Winter, einer Gasmangellage mit Produktionsstilllegungen, horrend steigenden Gaspreisen, einer immer höheren Inflation, Zentralbanken, die den Zins weiter erhöhen und so Geld verteuern, einer fast zwangsläufigen Rezession in dieser Gemengelage. Der Dax ist der vielleicht beste Aktienindex, um die Ängste zu spiegeln, denn in Deutschland war die Abhängigkeit von russischem Gas besonders hoch, und im Dax ist die gasabhängige Industrie stark vertreten. BASF-Chef Martin Brudermüller warnte am prominentesten vor stillstehenden Fabriken in Ludwigshafen.

Heute ahnen wir: Viele Ängste waren übertrieben. Der Gaspreis hat sich seither im Großhandel um 80 Prozent reduziert. Die Gasspeicher in Deutschland sind auch dank des bisher milden Winters derzeit zu 91 Prozent gefüllt, vor einem Jahr um diese Zeit lag der Speicherstand bei 47 Prozent. Unternehmen können Energie wieder deutlich günstiger beziehen, und auch den Privathaushalten bleibt mehr Geld als befürchtet für den Konsum.

Der Dax sackte nach seinem Rekordhoch von gut 16 000 Punkten vor einem Jahr bis Ende September auf unter 12 000 Punkte ab. Nun hat er am Donnerstag erstmals seit Kriegsbeginn in der Ukraine wieder mehr als 15 000 Punkte erreicht. Allein in diesem Jahr ist er um gut 8 Prozent gestiegen. Seit dem September-Tief beträgt der Anstieg 27 Prozent. Damit nahm der Dax einen der stärksten Anstiege der Aktienindizes auf der Welt.

 

Ist das nur eine Erleichterungsblase, die bald wieder zerplatzt?

Der Kursanstieg wird unterfüttert von herausragend guten Unternehmensergebnissen. Für die 40 Dax-Gesellschaften in Summe war das Geschäftsjahr 2022 trotz aller widrigen Umstände das beste in der Geschichte. Nicht nur die Umsätze erreichten dank vielfach kräftiger Preiserhöhungen, die sich in der hohen Inflation als Ergebnis zeigen, Rekorde, auch der Gewinn dürfte sich nach aktuellen Schätzungen aggregiert im Dax 2022 auf 144 Milliarden Euro belaufen, 5 Prozent mehr als 2021 und mehr als doppelt so viel als im ersten Corona-Jahr 2020. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 86 Milliarden Euro, vor zehn Jahren 64 Milliarden Euro und vor 15 Jahren 27 Milliarden Euro.

Die gestiegenen Kurse sind also in Deutschland wie auch in globalen Aktienindizes durch gute Geschäfte der Unternehmen unterlegt. Für 2022 werden in diesem Frühjahr Rekordausschüttungen an die Aktionäre erwartet.

 

Ist es für den Einstieg in Aktien nun schon zu spät?

Dafür ist es nie zu spät. Um beim Beispiel Dax zu bleiben. Er ist 1988 mit 1000 Punkten in Gang gekommen. Selbst im größten Hype-Moment der Indexgeschichte im März 2000, als die Anleger für jede Internet-Bude ihr Portemonnaie bereitwillig öffneten und mit Blankoschecks Aktien zeichneten, lag der Dax im Hoch mit 8000 Punkten weit niedriger als heute. Damals erreichte das Verhältnis aus dem Buchwert der Aktiengesellschaften und ihrem Kurs einen Wert von nie mehr erreichten 3,5. Üblich ist 1,5. Das ziemlich sicherste Kaufsignal ist, wenn der Wert unter 1 sackt. Das passiert aber selten. Im März 2003 bei einem Dax von 2200 Punkten. Kurz vor der Finanzkrise stand 2007 wieder eine zwei vor dem Komma - ein Zeichen hoher Bewertung. Nach Ausbruch von Corona näherte sich der Dax wieder der 1 kurzzeitig nahe an - es wäre ein sehr gelungener Einstiegsmoment gewesen. Die 2 vor dem Komma gab es zuletzt im November 2021. Im September-Tief nun lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf 1,3, also nicht auf spottbilligem Einstiegsniveau, aber im günstigen Bereich. Heute beträgt es knapp 1,6. Das ist ein Wert nahe dem langjährigen Mittel und ein Niveau, das sicher nicht zu teuer ist, aber eben auch kein Kurstief.

Tiefs mit dem Einstieg zu treffen ist ein schwieriges Unterfangen und kann zu teuren Fehlentscheidungen führen. Wer den besten Moment zum Beispiel 2003, 2009 oder auch 2020 verpasst hatte und zögerte, der musste zusehen, wie die Kurse weit davonliefen. Es hat sich bisher eher bewährt, in einen Aufwärtstrend hinein noch zu investieren, selbst wenn der Markt kein Schnäppchen-Niveau mehr hat, als zuzuschauen und auf den nächsten vermeintlichen Tiefpunkt zu warten.

 

Was soll ich nun konkret kaufen?

Die einfachste, günstigste und bewährte Lösung ist ein börsengehandelter Indexfonds (ETF) auf breit gestreute Aktienindizes wie den MSCI World, den amerikanischen S& P-500 oder Nasdaq-Composite, den europäischen Stoxx 600 oder auch lokalpatriotisch den Dax, dessen Unternehmen den Großteil ihrer Geschäfte auf den Weltmärkten und nicht in Deutschland machen. Auch eine Mischung dieser Indizes ist denkbar. Keiner der Indizes ist zu allen Zeiten allen anderen überlegen. Bis 2021 hatten die Technologiewerte der Nasdaq einen langen Erfolgslauf, der allerdings jäh endete. Eine breite Streuung reduziert Risiken. Die Wahl des ETF-Anbieters sollte man sich nicht zu schwer machen, die Gebühren variieren im Promillebereich, und die Rendite liegt nahe an der Entwicklung des zugrunde liegenden Aktienindex. Das Geldvermögen in Fonds ist ein Sondervermögen, das stets Eigentum des Anlegers ist und im Insolvenzfall der Fondsgesellschaft nicht in die Insolvenzmasse fällt.

Wem Indexfonds zu langweilig sind, kann sich nach Aktienfonds mit einem persönlich bevorzugten thematischen Schwerpunkt umschauen. Nachhaltigkeitskriterien sind einigen Anlegern wichtig. Hier gilt es genau hinzuschauen, was hinter den grünen Überschriften steckt.

 

Was ist von Einzelaktien zu halten?

Auch Einzelaktien können eine gute Wahl sein. Hier gibt es unzählige Strategien. Viele setzen wie Investment-Legende Warren Buffett auf starke Marken wie Coca-Cola. Oft bevorzugen sie auch verlässliche Geschäftsmodelle, wie sie Nestlé oder Unilever bieten. Manche schauen auf Dividenden und landen bei Allianz, Mercedes oder BASF. Andere suchen niedrige Bewertungen, wie das Verhältnis aus Kurs und Gewinn (KGV) es anzeigt. Das ist im Dax bei VW und der Porsche SE besonders niedrig, im M-Dax bei K+S und im S-Dax bei Salzgitter. Bis 2021 waren Wachstumswerte wie Amazon, Tesla oder in Deutschland auch Hello Fresh sehr beliebt. Nun sind die Kurse stark gesunken. Mit Beginn der Spekulationen auf ein Ende der Zinserhöhungen angesichts sinkender Inflationsraten könnten solch zinssensible Wachstumswerte oder auch Immobilientitel wie Vonovia wieder an Zuspruch gewinnen und haben es zum Jahresstart auch schon getan.

 

Wie sicher ist die Rendite am Aktienmarkt?

Sie ist überhaupt nicht sicher. Ereignisse wie Corona oder der Kriegsbeginn in der Ukraine sind nicht absehbar. Kurse schwanken. Eingangs wurde die Angst erwähnt, die Kurse nach unten drückt. Genauso gibt es Phasen der Sorglosigkeit und Gier, die zu Übertreibungen führt. Im Mittel lässt sich jedoch sagen, dass in einer langfristig wachsenden Weltwirtschaft mit guten Geschäften für Unternehmen die Aktionäre für ihre Risikobereitschaft mit überdurchschnittlichen Renditen belohnt werden. Zur Risikoreduzierung empfiehlt sich eine breite Streuung über viele Aktien, für den Renditeerfolg Geduld. Das richtige Maß an Aktien in seinem Vermögen muss jeder selbst finden. Ausprobieren und eigene Erfahrungen sammeln hilft.

Microsoft

Microsoft profitiert von Open Al, der Cloud-Nachfrage und dem KI-Markt. Analysten sehen noch Luft nach oben.

Quelle: FAZ vom 10.10.2025

Open AI treibt den KI-Markt, und Microsoft profitiert. Rekordzahlen für das Cloud-Geschäft und den Gewinn, eine steigende Dividende und neue Kursziele zeigen: Die KI-Offensive trägt erste Früchte. Mit Chat GPT hatte der KI-Boom Ende 2022 Fahrt aufgenommen. Rund drei Jahre später steht Open AI als Schöpfer des Chatbots noch immer im Zentrum der Begeisterung rund um Künstliche Intelligenz. Gemeinsam mit Broadcom sollen von 2026 an erste eigene KI-Chips entwickelt werden, während bei AMD für die kommenden Jahre Grafikprozessoren in großem Stil bestellt wurden. Das sind zwei Beispiele dafür, wie Open AI derzeit die gesamte Branche in Bewegung setzt. Davon profitiert auch Microsoft. Der Softwarekonzern hatte lange vor dem öffentlichen Durchbruch der KI auf Open AI gesetzt - mit strategischem Weitblick.

Schon 2019 investierte Microsoft eine Milliarde Dollar in das damals noch gemeinnützige Forschungslabor Open Al. Seither sind rund 13 Milliarden Dollar an Kapital geflossen, ein Einsatz, der angesichts der wachsenden Bedeutung von Open AI und des gesamten KI-Sektors im Rückblick fast bescheiden wirkt.

Derzeit befindet sich Open AI in einer Phase der strukturellen Neuausrichtung. Auch das Verhältnis zu Microsoft wird neu justiert. Eine gemeinsame Erklärung beider Unternehmen spricht von einer unverbindlichen Absichtserklärung für die nächste Phase der Partnerschaft. "Wir arbeiten aktiv daran, die Vertragsbedingungen in einer endgültigen Vereinbarung festzulegen. Gemeinsam konzentrieren wir uns weiterhin darauf, die besten KI-Tools für alle bereitzustellen, basierend auf unserem gemeinsamen Engagement für Sicherheit", heißt es weiter.

Microsofts KI-gestätzte Geschäftsbereiche wachsen stark

Nach Aussagen der Tech-Internetseite „The Information" rechnet Open AI damit, dass künftig rund acht Prozent der Einnahmen an kommerzielle Partner, insbesondere Microsoft, fließen werden. Zuletzt lag dieser Anteil bei etwa 20 Prozent. Angesichts des erwarteten Umsatzwachstums dürfte Microsoft damit gut leben können, zumal Open AI für die Nutzung von Microsofts Cloud-Infrastruktur bezahlt.

Aber Microsoft verlässt sich in Sachen KI längst nicht nur auf Open AI: Das Schlussquartal des Geschäftsjahres 2024/25 (Ende Juni) hat eindrucksvoll gezeigt, wie stark Microsofts KI-gestützte Geschäftsbereiche wachsen. Der Umsatz der Cloud-Sparte Microsoft Cloud legte um 27 Prozent auf 46, 7 Milliarden Dollar zu. Konzernweit wuchs der Umsatz um 18 Prozent auf 76,4 Milliarden Dollar - ein Wert, der die Erwartungen der Analysten übertraf. Auch der Nettogewinn stieg deutlich, um 24 Prozent auf 27,2 Milliarden Dollar.

Besonders hervor stach das Wachstum von 39 Prozent der Azure-Sparte, ein zentrales Geschäftsfeld von Microsoft im Bereich der Cloud-Dienste. Die Anleger zeigten sich entsprechend erfreut. Vor dem Hintergrund der starken Ergebnisse zeigte sich Microsoft auch gegenüber den Anteilseignern großzügig: Mitte September wurde die Quartalsdividende um acht Cent beziehungsweise zehn Prozent auf 0,91 Dollar je Aktie erhöht. Auch der Aktienkurs entwickelt sich derzeit nur in eine Richtung: Seit Jahresbeginn 2025 ist das Papier um rund 25 Prozent gestiegen und notiert aktuell bei etwa 525 Dollar.

Wells-Fargo-Analyst Michael Turrin sieht sogar weiteres Potential: Sein Kursziel liegt bei 675 Dollar, das Rating lautet „Overweight". Turrin erwartet, dass im ersten Quartal 2025 die Azure-Ergebnisse abermals über den Erwartungen liegen dürften - unter anderem weil zusätzliche Kapazitäten bereitgestellt wurden. Die steigende Nachfrage spreche ebenfalls für Microsoft.

Auch Morgan-Stanley-Analyst Keith Weiss zählt Microsoft zu seinen „Top Picks".-Die andauernde Umsatzdynamik und die wachsende Klarheit über die Wachstumstreiber sollten dem Kurs weiteren Auftrieb geben. Der Analyst verweist insbesondere auf Azure als Wachstumsmotor. Nach einer Umfrage unter IT-Chefs sehen 49 Prozent der Befragten Azure als größten potentiellen Profiteur im IT-Budget ihrer Unternehmen über die kommenden drei Jahre.

Bei Morgan Stanley ist man überzeugt, dass Microsofts Cloud-Geschäft strukturell ideal positioniert ist, um von den günstigen Bedingungen auf dem KI-Markt zu profitieren. In einem Umfeld steigender Unternehmensausgaben für Technologie bietet der Konzern offenbar genau das, was gefragt ist.

Anleger, die auf Microsoft gesetzt haben, nachdem die Aktie Anfang Mai dieses Jahres wieder über der 200-Tage-Linie notiert, haben bisher mehr als 14 Prozent an Rendite gemacht.

Wer vor zehn Jahren eingestiegen ist, darf sich ganz andere Zahlen ins Depot schreiben: Aus 10.000 Euro wären mehr als 115.000 Euro geworden. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 25 Prozent. Manchmal ist die beste Strategie eben ganz einfach liegen lassen.

The Snowball: Warren Buffett and the Business of Life

by Alice Schroeder, page 407 f

Five hundred of the grateful rich, wearing black tie and ball gowns, walked in 1980 up the red carpet and into New York’s swanky Metropolitan Club for Buffett’s fiftieth birthday party. With Berkshire Hathaway trading at $ 375 a share, the Buffetts' net worth had more than doubled in the past year and a half. They could easily afford to rent the place. Dotted among the Buffett Group members were semi-demi-celebrities like the actor Gary Cooper’s daughter.

Susie had ordered a cake shaped like a six-pack of Warren’s beloved Pepsi-Cola. He had asked his old pinball partner Don Danly to bring him the balance sheet for Wilson’s Coin-Operated Machine Company: Buffett was beginning to gather materials from his early business efforts - treating these objects like totems and showing them to people with a slight tinge of reverence. They seemed like tangible evidence of himself, reassuring artifacts.

Susie brought her band from Sao Francisco and took center stage to sing verse after verse of a version of "Shuffle Off to Buffalo" on the theme of Buffett’s latest caper: packing up his duffel and shuffling off to Buffalo to buy an undervalued paper.

The man himself, with eyebrows sprouting like ivy tendrils over the frames of his glasses, now looked less awkward in black tie. Buffett’s hunt for things to buy had become more ambitious, free of the cigar butts and lawsuits of the decades before. The great engine of compounding worked as a servant on his behalf, at exponential speed and under the gathering approval of a public gaze.

The method was the same: Estimate an investment's intrinsic value, handicap its risk, buy using margin of safety, concentrate, stay in the circle of competence, let it roll as compounding did the work.

Anyone could understand these simple ideas, but even though Buffett made the process look effortless, the technique and discipline underlying it involved an enormous amount of work for him and his employees. As his business empire had expanded, from the shores of Lake Erie to the suburbs of Los Angeles, Kiewit Plaza remained at the center-a quiet but endlessly busy temple of commerce, furnished with dinged, scuffed steel-frame furniture and linoleum floors. With every new investment, there was more to do; but the number of people at headquarters barely changed. …

The sun was indeed nice and warm, but Buffett was so focused and his mind worked at such speed that extended conversations with him left them sunburned. "My mind was so tired," said one friend. "I had to recuperate from seeing him," said another. "It was like being pounded on the head all day long," said a onetime employee.

 

Warren Buffett 2020 Berkshire Hathaway shareholder meeting

don’t bet against America

1:55     farm with a crazy neighbour who offers you a different prize each day
Stocks are a part of a business.
Imagine that you decided to invest money now and you bought a farm,160 acres.
The farmer next to you had 160 identical acres. Your neighbour is a very peculiar character, because every day he says I sell you my farm or I buy your farm. When you bought the farm you think about the potential of the farm. Your neighbour is manic depressive and the numbers keep pouring in. The guy next door is there to serve you. Basically you bought into a business. Stocks have the advantage of people telling you prices every day.

One day the neighbour offers you 2000 $ per acre, the next day 1200 $ an acre, the next day 800 $ an acre. Would this guy drive you into thinking “I better sell because the numbers my neighbour quotes keep coming lower every day” when you have evaluated what the farm produces. It is very important to bring the right psychological approach to owning stocks.

Totalverlust ist wirklich keine Option

Was würden Sie tun, wenn ihr Aktiendepot in vier Wochen um 34 Prozent abstürzt? Von Volker Looman, FAZ vom 17.03.2020

Börsianer! Gebeutelte! Verzweifelte! Ich brauche mal wieder Ihren geschätzten Rat. Warum? Nun ja, vor einer Woche hat es an der Börse gewaltig gekracht, und gestern sind die Kurse weiter gefallen. Vermutlich sieht es auch in Ihrem „schönen“ Depot aus wie nach einem Bombenangriff. Die ersten Rauch-schwaden haben sich verzogen, aber das Feuer ist noch nicht gelöscht. Folglich stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Halten oder verkaufen? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil jeder Jeck anders ist, wie es im Rhein-land heißt, und ich möchte Ihnen die aktuelle Dramatik am Fall eines Sparers vor Augen führen.

Vor fünf Jahren hat sich ein Kölner, damals 45 Jahre alt, für anderthalb Millionen Euro ein kleines Mehrfamilienhaus gekauft. Ein Drittel wurde mit Bargeld bezahlt, und zwei Drittel wurden mit Hilfe einer Hypothek in Höhe von einer Million Euro beglichen. Der Kredit kostet 1,80 Prozent pro Jahr, und der Nominalzins gilt noch zehn Jahre. Der Investor hat lange mit sich gerungen, wie er den Kredit tilgen soll. Zur Wahl standen Darlehen mit laufender und endfälliger Tilgung.

Wissen, worauf man sich einlässt

Der Anleger hat sich für die zweite Lösung entschieden. Er hat ein Festdarlehen aufgenommen, und er hat einen Aktiensparplan abgeschlossen. Bitte sehen Sie jetzt von „unflätigen“ Kommentaren ab, weil Sie schon immer wussten, dass das Teufelszeug ist. Der Mann war sich bewusst, worauf er sich bei dem Zinsdifferenzgeschäft einließ, und wer aus dem Rathaus kommt, ist nun mal schlauer, als er hineinging. Der Anleger wollte 15 Raten von jeweils 50 000 Euro in deutsche Aktien investieren, weil er darauf vertraute, dass sich die Werte mit 5 bis 6 Prozent pro Jahr rentieren. Die Rechnung ist bis Anfang letzter Woche in voller Höhe aufgegangen. Der Hausbesitzer hat von 2015 bis 2019 jeweils am Jahresende exakt 50 000 Euro in das Depot eingezahlt. Vor vier Wochen waren die Aktien noch 295 000 Euro wert, heute sind es 100 000 Euro weniger. Folglich ist das Depot um 34 Prozent abgestürzt.

Nun ist guter Rat im wahrsten Sinn des Wortes (sau)teuer, wenn ich das so drastisch formulieren darf. Was würden Sie in dieser Lage tun, liebe Leser? Soll der Anleger an seinem Plan festhalten, den „Verlust“ von 100 000 Euro ausblenden und auch in Zukunft weiterhin 50 000 Euro pro Jahr in Aktien investieren? Oder soll er das Trauerspiel beenden, das Guthaben ( 195 000 Euro) in die Tilgung der Hypothek stecken und den Rest auf klassische Art und Weise zurückzahlen? Vor derselben Frage stehen übrigens nicht nur Anleger, die das Ziel verfolgen, mit Hilfe von Aktien ihre Kredite zu verbilligen, sondern auch Leute, welche den Wunsch haben, in zehn Jahren eine Million auf dem Konto zu haben, weil sie davon im Ruhestand leben müssen oder wollen. Was würden Sie diesen Menschen raten?

Sehen wir uns die finanzielle Zukunft des Hausbesitzers an. Der Anleger hat noch 195 000 Euro im Depot, und er „muss“ in zehn Jahren eine Schuld von 1 000 000 Euro tilgen. Dafür hat er in den letzten Jahren jeweils 68 000 Euro pro Jahr aufgewendet. Von diesen Summen entfielen 18 000 Euro auf die Zinsen und 50 000 Euro auf den Aktiensparplan. An den Zinsraten wird sich bis zum Ende der Zinsbindung in zehn Jahren nichts ändern. Das gilt aber nicht für das Aktiendepot. Hier ist in Zukunft eine jährliche Rendite von 8 Prozent notwendig, um mit einer Startzahlung von 195 000 Euro und zehn Jahresraten à 50 000 Euro in zehn Jahren auf eine Million Euro zu kommen. Das ist heftig, nicht wahr?

Die Alternative ist der harte Schnitt. Der Anleger löst das Depot auf und senkt die Schuld um 195 000 Euro. Der Rest von 805 000 Euro wird auf ein An-nuitätendarlehen umgeschuldet. Dafür sind bei einem jährlichen Nominalzins von 1,8 Prozent und der Tilgung von 9,22 Prozent zehn Jahresraten von je-weils 88 683 Euro nötig. Das sind jedes Jahr rund 21 000 Euro mehr als bei dem Festdarlehen und dem Aktiensparplan, doch irgendeinen Preis wird der Mann bezahlen müssen. Ich will nicht aus-schließen, dass die Kurse der Aktien wieder steigen werden, doch die „Forderung“ von 8 Prozent ist starker Tobak. Genauso sind aber auch 88 000 Euro pro Jahr ein kräftiger Schluck aus der Pulle, weil der Mann einen Verlust von 1,5 Prozent pro Jahr hinnehmen könnte, wenn er die heutigen 195 000 Euro und die künftigen 890 000 Euro an der Börse investieren wird.

Die wenigen Zahlen zeigen in aller Deutlichkeit, dass Hysterie und Panik in solchen Tagen die schlechtesten Ratgeber sind. In meinen Augen kommt es im vorliegenden Fall auf die Resilienz des Anlegers an. Falls der Vermieter „dünnhäutig“ ist und die Gefahr besteht, dass der Mann bei weiteren Angriffen auf sein Depot ins Wasser geht, gibt es nur eine Lösung: Aktien verkaufen und den Restkredit auf jährliche Tilgungen umstellen, die zwischen 68 000 und 89 000 Euro liegen. Bei den niedrigen Raten wird in zehn Jahren eine Restschuld von 224 000 Euro übrig bleiben, und bei den hohen Raten werden die Schulden in zehn Jahren vom Tisch sein.

Wenn der Anleger wider Erwarten ein „dickes Fell“ hat, rate ich zum Durchhalten. Ich würde die deutschen Aktien in internationale Titel tauschen, um das Fundament der Geldanlage zu verbreitern. Das ist zwar keine Garantie, dass es wieder bergauf gehen wird, doch Deutschland ist nicht der Nabel der Welt. Genauso wenig kann ich Ihnen sagen, wann die Börse wieder anzieht. Es ist denkbar, dass die Kurse in den nächsten Wochen und Monaten um weitere 10 oder 20 Prozent einbrechen, doch ich glaube nicht an den Totalverlust. Sollten alle Aktiengesellschaften dieser Welt im Laufe weniger Wochen kollabieren, dann wird unser Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Ende sein. Oder sehen Sie das anders?

Das kann dauern

Ich gehe davon aus, dass einige Jahre ins Land gehen werden, bis die Börsenkurse wieder steigen. Das ist in meinen Augen aber nicht tragisch, wenn die Anleger auf die Börse nicht angewiesen sind. Damit kommen wir zu den Sparern, die Geld in Aktien investieren, um ihre Rente aufzubessern. Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie – wie der Hausbesitzer – in den letzten Tagen rund 100 000 Euro „verloren“ haben und in Zukunft jährlich 50 000 Euro anlegen wollen? Würden Sie den schönen Traum vom Millionär im Ruhestand mit Hilfe von Champagner und Kaviar begraben und die 695 000 Euro auf dem Sparbuch ansammeln? Oder würden Sie das Ziel im Auge behalten, auf Anleihen mit einer Verzinsung von 1 Prozent umsteigen und die Sparraten auf 75 000 Euro pro Jahr steigern? Oder würden Sie die Raten zur Sicherheit auf 60 000 Euro erhöhen und weiterhin auf die Börse setzen?

Ich plädiere für die letzte Lösung. Die 195 000 Euro bleiben in dem Aktiendepot liegen. Die jährlichen Raten von 60 000 Euro würde ich in gleiche Hälften teilen. Die einen 30 000 Euro werden in Anleihen angelegt, und die anderen 30 000 Euro werden in Aktien investiert. Bei jährlichen Renditen von 1 und 5 Prozent würde die gewünschte Million zusammenkommen, und wenn es wider Erwarten nicht klappt, dann müssen Sie im Ruhestand nicht verzweifeln. Sie werden jeden Tag die Möglichkeit haben, sich über die Politik und das Wetter zu ärgern, einige Herztropfen zu sich zu nehmen und weiterhin zur Arbeit zu gehen!

 

Anlegen in Zeiten hoher Inflation

Sollten die Preise weiter steigen, wirkt sich das auch auf die Geldanlage aus. Doch es gibt Mittel und Wege, der Preissteigerung ein Schnippchen zu schlagen.

Quelle: FAZ vom 02.11.2021, von Volker Looman, Finanzanalytiker in Berlin und Dresden.

 

Die Zeiten für Anleger, die großen Wert auf Sicherheit legen, sind stürmisch geworden. Es gibt seit Jahren für Anleihen keine Zinsen mehr. Nun fordern die Banken seit Monaten für Einlagen, die höher als 50 000 Euro sind, die „verhassten“ Strafzinsen von 50 Basispunkten im Jahr. Und nun kommt auch noch die Inflation um die Ecke. Sie betrug im Oktober dieses Jahres 4,5 Prozent, sodass die Gesichter vieler Privatleute lang und länger werden und die Stimmung bang und bänger wird. Was kann man in dieser Lage machen, wie soll man auf diese Hiobsbotschaften reagieren? Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden: Ich habe zwar Ideen, doch ich weiß nicht, ob Ihnen die Überlegungen schmecken werden. Wollen Sie sich die Vorschläge trotzdem mal zu Gemüte führen?

Die Protagonisten des heutigen Falles sind 100 Jahre alt. Auf ihn entfallen 52 Jahre, und für sie bleiben 48 Jahre übrig. Das Ehepaar verdient im Jahr etwa 250 000 Euro, und auf den Konten liegen seit Monaten rund 525 000 Euro. Nun hat die Hausbank angekündigt, vom nächsten Jahr an für 475 000 Euro jährliche „Verwahrentgelte“ von 50 Basispunkten zu erheben. Das sind 2375 Euro im Jahr oder eine Flasche „billigen“ Rotweins am Tag. Im Verhältnis zu den vollen 525 000 Euro liegen die „Strafzinsen“ bei 0,45 Prozent im Jahr. Ich glaube zwar nicht, dass die Inflation „dauerhaft“ auf 4,5 Prozent im Jahr steigen wird, doch falls Sie der Meinung sind, dass der Wert stimmt, dann müssen Sie sich warm anziehen. Die Inflation und die Negativzinsen führen zu Einbußen von 4,95 Prozent im Jahr, und wenn das Ehepaar bis zur Pensionierung des Mannes in 15 Jahren in Schockstarre verfällt, wird der Wert der 525 000 Euro auf 245 000 Euro sinken. Bitte rahmen Sie diese Zahl mit einem dicken Rotstift ein, damit Ihnen bewusst wird, wozu Angst und Resignation führen.

Mit Klassikern gegen die Entwertung

Es wird Sie nicht überraschen, dass die erste Alternative, die ich Ihnen vorstelle, natürlich Aktien aus aller Welt sind. Kaufen Sie sich meine Klassiker, legen Sie die 525 000 Euro zu jeweils einem Drittel in Indexfonds aus Amerika, Asien und Europa an. Dann können auch Sie nicht ausschließen, dass sich die rund 2000 Titel mit 6 Prozent im Jahr rentieren werden. Falls mein Wunsch in Erfüllung geht, werden für Sie nach Abzug der Gebühren mindestens 5,8 Prozent übrig bleiben. Das wird in 15 Jahren zu einem nominalen Endwert von abgerundet 1 223 000 Euro führen. Davon ist die Abgeltungsteuer von 26,375 Prozent beziehungsweise 184 000 Euro abzuziehen, und wenn Sie die restlichen 1 039 000 Euro mit 4,5 Prozent im Jahr entwerten, werden Sie auf einen realen Endwert von 537 000 Euro kommen. Das werden nur 12 000 Euro mehr sein als die eingesetzten 525 000 Euro, doch bitte fangen Sie jetzt nicht an zu meckern. Sie haben den Wert des Geldes erhalten, und das ist angesichts einer Inflationsrate von 4,5 Prozent im Jahr ein sensationelles Ergebnis. Daher schlage ich vor, die 537 000 Euro mit dickem Grünstift zu umranden und mit den 245 000 Euro der ersten Lösung zu vergleichen

Realistisch, wie ich bin, höre ich viele von Ihnen stöhnen: Bloß keine Aktien, nicht schon wieder Indexfonds! Dann sollten Sie sich eine vermietete Immobilie kaufen. Bevor Sie jetzt aber in Hamburg oder München zwischen 40 und 50 Jahresmieten für einen „Hasenstall“ ausgeben, möchte ich Sie nach Freiberg in Sachsen entführen. Dort steht die berühmte Bergakademie, und die Universität führt dazu, dass Freiberg eine blitzsaubere Stadt mit 42 000 Einwohnern ist. Noch schöner ist freilich, dass Sie dort Immobilien für 20 Jahresmieten bekommen und sich um die Vermietung keine Sorgen machen müssen, weil die Region modern und vital ist.

Die 525 000 Euro ermöglichen den Kauf von zwei Immobilien, die 500 000 Euro kosten, weil die Grunderwerbsteuer in Sachsen lediglich 3,5 Prozent beträgt und der Notar höchstens 1,5 Prozent verlangt. Die beiden Wohnungen bescheren monatliche Mieten von insgesamt 2000 Euro. Von den jährlichen 24 000 Euro sind etwa 6500 Euro ans Finanzamt abzuführen, sodass Ihnen rund 17 500 Euro bleiben. Das wird Sie bestimmt erfreuen, doch bevor Sie jetzt in Jubel ausbrechen, muss ich Sie fragen, was Sie mit den Erträgen machen werden, wenn Sie die 262 500 Euro nicht benötigen. Wie legen Sie jährlich 17 500 Euro in Zeiten von Strafzinsen und Inflation wieder an?

Falls Sie wider Erwarten das Gefühl haben, sich mit dieser Frage nicht beschäftigen zu müssen, werden Sie die Erträge mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Girokonto ansammeln und in drei oder vier Jahren wieder Strafzinsen bezahlen. Dann werden Sie in 15 Jahren, wenn Sie die Immobilien verkaufen, ins-gesamt 762 500 Euro auf dem Konto haben, sofern der Wert der Wohnungen konstant bleibt, und die gute „Dreiviertelmillion“ wird in 15 Jahren noch 394 000 Euro wert sein. Das ist mehr als nichts, doch bitte übersehen Sie nicht, dass der Endwert unter dem Startbetrag von 525 000 Euro liegt. Kurzum: Der Kauf der Immobilie ist gut, doch die Wiederanlage der Erträge ist schlecht. Kann ich Ihnen wenigstens jetzt, na, Sie wissen schon, meine Indexfonds schmackhaft machen? Die 15 Raten von jeweils 17 500 Euro können, wenn sie nach Abzug der Gebühren und der Abgeltungsteuer an der Börse angelegt werden, den Endwert auf nominale 858 000 Euro und reale 443 000 Euro steigern. Das ist ein Hauch mehr als die zinslose Wiederanlage der Erträge, doch den Startwert von 525 000 Euro werden Sie mit Hilfe der beiden Immobilien nicht erreichen.

Das werden Sie nur schaffen, wenn Sie einen Kredit von 525 000 Euro aufnehmen und Immobilien im Wert von 1 000 000 Euro kaufen. Sinn und Zweck der Bemühungen ist die Vermeidung laufender Ausschüttungen beziehungsweise die Wiederanlage der Mieten in die Immobilien. Bei dieser Konstruktion werden die monatlichen Mieten von jeweils 4000 Euro verwendet, um die Raten für Zins und Tilgung zu zahlen und das Finanzamt zu befriedigen. Sie starten mit 525 000 Euro und beenden die Vermietung mit einem Guthaben von 1 000 000 Euro . Das ist ein Sparbrief in Beton „mit automatischer Wiederanlage“ der Erträge, und die Million wird in 15 Jahren bei einer Geldentwertung von 4,5 Prozent im Jahr noch 517 000 Euro wert sein, sodass Sie die anfänglichen 525 000 Euro mit hoher Wahrscheinlichkeit retten werden.

Einfache und ertragreiche Lösung

Nun haben Sie die Wahl der Qual, liebe Anleger. Was schmeckt Ihnen am besten, mit welcher Lösung können Sie bis zum Erreichen des Ruhestandes am besten schlafen? Sind das die vier Wohnungen, die zur Hälfte auf Pump gekauft werden, oder sind das eher drei Aktienindexfonds, die Sie kaufen und liegen lassen? Ich bin Ihnen nicht böse, wenn Sie sich für die Immobilien entscheiden. Nur bitte ich Sie, in diesem Fall nicht von Risikostreuung zu sprechen. Das wäre blanke Blasphemie, weil vier Wohnungen in einer Stadt ein veritables Klumpenrisiko sind. Oder wären Sie bereit, eine Million in vier Unternehmen – beispielsweise Bayer, Commerzbank, SAP und Volkswagen – zu investieren und dieses „Roulettespiel“ mit Hilfe eines Kredites in Höhe von 500 000 Euro zu finanzieren?

In meinen Augen können Sie es drehen und wenden, wie Sie wollen. Das kreditlose Aktiendepot ist die einfachste und weitestgefächerte Lösung im Kampf gegen die Inflation. Danach kommen die beiden Immobilien mit Wiederanlage der Erträge in Aktien. Die Immobilien auf Pump liegen auf dem dritten Platz. Und bitte vergessen Sie das „Nichtstun“ nicht. Es steht Ihnen frei, das Geld in Staatsanleihen zu investieren. Dann vermeiden Sie wenigstens die Strafzinsen, doch die Inflation wird die 525 000 Euro angesichts einer Entwertung von 4,5 Prozent im Jahr auf die Hälfte eindampfen. Bitte lassen Sie sich diesen Verlust in aller Ruhe durch den Kopf und den Bauch gehen. Dann wird vielleicht die Angst vor Aktien und (überteuerten) Immobilien sinken. Oder sollen wir in 15 Jahren die Welt im Nachruf lesen lassen, dass Sie nicht von Pest und Cholera, sondern von Angst und Inflation zur Strecke gebracht worden sind?

So verdienen die Neobroker ihr Geld

Quelle: FAZ vom 29.05.2021, von Werner Mussler, Brüssel, Franz Nestler, Frankfurt

Handeln fast zum Nulltarif – das lockt viele Privatanleger an die Börsen. Doch das Geschäftsmodell macht die Europäische Union misstrauisch.

Im vergangenen Jahr gab es einen schon fast beispiellosen Trading-Boom in Deutschland. Im Vorjahr wurden 1933 Milliarden Aktien an deutschen Handelsplätzen gehandelt. Noch im Jahr 2019 waren es „nur“ 1415 Milliarden Aktien. Viele waren neue und junge Anleger, die sich zum ersten Mal auf das virtuelle Parkett wagten. Sie nutzen Apps wie die des Neobrokers Trade Republic, die zum Beispiel versprechen, einen Trade nur zum Preis von einem Euro zu ermöglichen, oder legen sich ein Depot bei den zahlreichen günstigen Brokern zu. Das kommt an, Trade Republic verzeichnet eine stark steigende Kundenzahl und ist mittlerweile das wertvollste Fintech in Deutschland. Auch die Konkurrenz wächst. Doch wie passt das zusammen, zum einen fast kostenloses Handeln und auf der anderen Seite glänzende Geschäfte?

Trade Republic ist dabei mit Sicherheit eine Ausnahme. Er ist ein Neobroker, das heißt: Alle Geschäfte lassen sich nur über das Smartphone abwickeln. Er richtet sich primär an eine jüngere, technikaffine Kundschaft. Das engt die Zielgruppe erst einmal ein, hat aber auch einen großen Vorteil: Der technische und regulatorische Aufwand sinkt, was übersetzt heißt – die Kosten sind niedrig. Auch das sogenannte „onboarding“ ist weniger aufwendig, der Interessierte kann mit wenigen Schritten Kunde werden. Es ist für Trade Republic also günstiger, die Plattform zu betreiben, und leichter, Kunden zu gewinnen – trotz geringerer Zielgruppe.

Der Broker gewinnt, wenn der Kunde gegen sein Interesse handelt

Doch mit einem Euro je Trade lassen sich nicht wirklich Milliarden verdienen, wo kommt also das Geld her? Dazu muss man noch tiefer in den Maschinenraum herabsteigen. Ganz einfach könnte man sagen: Man bietet nur Produkte an, mit denen man Geld machen kann. Wer die Nase rümpft, dem sei gesagt: Das machen im Prinzip fast alle Banken so, die Neobroker drehen das Ganze nur etwas weiter. Das Prinzip nennt sich Payment for Order Flow (PfOF). Der Kunde bekommt davon gar nichts mit, es läuft komplett im Hintergrund ab. Der Neobroker stellt einem sogenannten Market Maker die Transaktionen der Kunden zur Verfügung. Dieser verfügt darüber und vermittelt Kunden und Verkäufer und bringt diese zusammen. Für die Transaktion zahlt der Market Maker dem Neobroker dann eine Provision. Im Falle von Trade Republic ist das die Handelsplattform LS Exchange oder, wenn man Zertifikate kauft, HSBC Trinkaus. Und das muss für die Kunden nicht immer von Vorteil sein. Um es mit einem Zahlenbeispiel zu zeigen: Der Käufer möchte Aktie A für 10 Euro kaufen. Der Verkäufer möchte Aktie B für 6 Euro verkaufen. Treffen beide direkt zusammen, könnten beide Geld sparen. Doch die Differenz, in dem Fall 4 Euro, streicht dann der Market Maker ein, quasi als Servicegebühr. Für die Market Maker ist es also am besten, diese Servicegebühr so groß wie möglich zu halten, obwohl es für den Kunden am besten wäre, wenn sie so niedrig wie möglich wäre. Zusätzlich sollten die Kunden eigentlich so wenig wie möglich handeln, da sie nur selten den Markt schlagen – gleichzeitig ist der Gewinn für Broker umso größer, je öfter sie eben genau gegen ihre eigenen Interessen handeln. Auch deswegen ist der Payment for Order-Flow in Großbritannien und in den Niederlanden beispielsweise nicht erlaubt.

Deswegen ruft das Geschäftsmodell der Neobroker auch die EU-Kommission auf den Plan. In einem Antwortschreiben an den CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber bestätigte Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness, ihre Behörde prüfe zurzeit, ob für die neue „Branche“ eine eigene Regulierung notwendig sei. Sie wolle ausloten, inwieweit im Rahmen der bestehenden Finanzmarktrichtlinie MiFid II Ergänzungen nötig seien.

Die Kommission werde genau hinschauen müssen, ob es regelkonform sei, wenn Broker den Handel mit Aktien teils oder ganz provisionsfrei für die Kunden anbieten, das Geld aber anschließend durch die Weiterleitung der Aufträge an bestimmte Market Maker wieder hereinholen, schreibt die Irin weiter. Es sei in der Richtlinie klar geregelt, dass die Händler für eine solche Weiterleitung nicht honoriert werden dürften. Die Kunden der Händler hätten Anspruch auf genaue Informationen über Kosten und Gebühren, auch über Zahlungen an Dritte.

Es fehlt Risikoaufklärung

Nach Angaben der EU-Börsenaufsichtsbehörde Esma steckt die Branche anders als in Amerika noch in den Kinderschuhen. Die Aufsicht habe bisher „nicht mehr als eine Handvoll“ Neobroker in der EU identifiziert, die vor allem in zwei Mitgliedstaaten angesiedelt seien, schreibt McGuinness. Diese operierten aber in etlichen anderen Ländern.

Die Kommissarin sieht ferner die Gefahr, dass die Nutzer ihre Geldanlage über Neobroker als Glücks- oder Computerspiel begreifen („gamification“) und deshalb zu viel Risiko eingehen. Die oft in der Finanzanlage wenig erfahrenen Kunden würden von den Anbietern nicht genug über die Risiken informiert. Auch die Qualifikation der Berater sei nicht immer hinreichend. Als weiteres Problem nennt McGuinness den Umgang der Anbieter mit Kundendaten. Die EU-Behörde startet in wenigen Wochen eine Konsultation, deren Ergebnis in das neue EU-Regelwerk für Privatkunden-Investments eingehen dürfte. Dieses will die Kommission im kommenden Jahr vorschlagen.

Nach Ferbers Ansicht stehen die PfOF-Arrangements in Widerspruch zu wichtigen Grundprinzipien der EU-Finanzmarktregulierung. „Die Kommission und die Esma täten gut daran, sich dieses Geschäftsmodell sehr genau anzuschauen. Es darf keinen regulatorischen Rabatt für Neobroker geben, nur weil ein Fintech einen anderen Vertriebsweg nutzt als die Hausbank. Für alle Anbieter müssen in der EU die gleichen Regeln gelten.“ Auch die Suchtgefahr sei nicht zu unterschätzen; sagt der CSU-Politiker: „Man will Verluste reinholen oder eine Glückssträhne fortsetzen, das sind bekannte Prinzipien. Doch an der Börse geht es um reales Geld.“

Anlageberatung: Sie sind der Herrscher...

Quelle: FAZ vom 29.03.2022, von Volker Looman, Finanzanalytiker in Berlin und Dresde

Wer einen größeren Betrag anzulegen hat, sollte Banken und Verwaltern nicht zu viel freie Hand lassen. Durch genaue Aufträge lassen sich Kosten vermeiden.

Es ist wie in der Natur, liebe Millionäre: Wenn (zu)viel Geld aufs Konto fließt, gerät (fast) jedes Vermögen in Schieflage. Darf ich Ihnen diese Beobachtung an einem konkreten Fall schildern? Ein 62 Jahre alter Unternehmer aus dem Oldenburgischen hat vor zwei Jahren seinen Betrieb verkauft. Vor zwölf Monaten ist die letzte Rate überwiesen worden. Seitdem steht das Land im wahrsten Sinne des Wortes unter Wasser. Auf dem Girokonto türmen sich 5 Millionen Euro. Der Mann hat keine Ahnung, wie er sich gegen diese Flut zur Wehr setzen soll.

Die rote Hausbank bearbeitet den „ar­men Mann“ seit Monaten, ihr das Geld anzuvertrauen. Doch die Bemühungen liefen ins Leere. Nun hat die Sparkasse die Nase voll und will dem Unternehmer a. D. von April an jährliche Strafzinsen von 25 000 Euro in Rechnung stellen. Das ist kein Scherz: Diese Androhung hat den Un­ternehmer veranlasst, das Geld „mal eben schnell“ auf fünf Banken und Vermögensverwalter zu verteilen. Er hat jedem der fünf eine Million überwiesen mit dem Auftrag, aus dem Geld „das Beste“ zu machen, wenn ich das so ausdrücken darf. Nun würde ich gern von Ihnen wissen, was Sie von dieser „Rettungsaktion“ halten. Wenn Ihnen die Summe zu hoch ist, dann stellen Sie sich vor, vor einem halben Jahr etwa 500 000 Euro geerbt zu haben. Hätten Sie diesen „Schatz“ auch auf fünf Banken und Verwalter verteilt? Oder hätten Sie weitere 500 000 Euro aufgenommen und die ganze Million in eine Wohnung auf Norderney gesteckt?

Es wird Sie nicht verwundern, dass ich über die „Verzweiflungstat“ des Niedersachsen „absolutely not amused“ bin. Die erste Million ging an die Hausbank, um die Wogen zu glätten. Doch was haben die roten Banker mit dem Geld gemacht? Sie haben es in Investmentfonds und Kapitalversicherungen ihrer Partner gesteckt. Dafür gab’s eine Provision von 40 000 Euro auf die Hand, und von den jährlichen Verwaltungsgebühren (15 000 Euro) wird die Sparkasse die Hälfte als „Bestandsprovision“ er­halten. Das ist doch edel, fair und ge­recht – oder halten Sie eine jährliche Apanage von 7500 Euro für Handauf­legen und Teetrinken für zu hoch?

Sich nicht als „Opfer des Geldes“ fühlen

Bei den Ladies und Gentlemen der blauen und gelben Konkurrenz ging es dem Unternehmer keinen Deut besser. Zwar wurde der Millionär im jeweiligen Separée von verdienten Mitarbeitern der Häuser umgarnt, doch kaum war der Unternehmer aus dem Haus, verschwanden die Millionen in hauseigenen Investmentfonds. Nur bei den freien Vermögens-verwaltern wurde der Herr freundlicher bedient. Der erste Verwalter forderte kein Aufnahmegeld, und die klassische Betreuung wird jährlich 1,5 Prozent kosten. Der zweite Verwalter verlangte eine „Einrichtungsgebühr“ von 2 Prozent und will seine Bemühungen in Zukunft auf Erfolgsbasis abrechnen: 75 Prozent der Erlöse gehen an den Unternehmer, und 25 Prozent sollen dem Verwalter zufließen.

Dürfte ich Sie bitten, im Kopf zusammenzuzählen, wie viel diese „Geldver­teilung mit der Gießkanne“ gekostet hat und im nächsten Jahrzehnt kosten wird? Ich bin auf einen Startbetrag von 140 000 Euro und jährliche Folgekosten von 67 500 Euro gekommen, sodass der Unternehmer für die Anlage und Ver­waltung der 5 Millionen Euro insgesamt 815 000 Euro aufwenden wird. Das ist in meinen Augen, geizig wie ich bin, ein kräftiger Schluck aus der Pulle. Oder sind Sie eher der Meinung, es treffe keinen Armen, und bei jährlichen Einnahmen von 4 bis 5 Prozent, also 225 000 Euro pro Jahr, sei es nur gerecht, ein Viertel an den Staat und ein Drittel an die Verwalter abzugeben?

Bitte hauen Sie sich jetzt nicht vor Lachen auf die Schenkel. Ich habe das Gefühl, dass sich mindestens zwei Drittel von Ihnen in ähnlichen Lebenslagen genauso verhalten. Es ist egal, ob es um 100 000 oder 10 Millionen Euro geht. Die Ratlosigkeit über den Reichtum ist groß, und die Angst vor Fehlern und Verlusten ist noch größer. Das sind die Stunden der Geier, wenn Sie mir dieses Bild gestatten. Ich will Sie ermutigen, sich nicht als „Opfer des Geldes“ zu fühlen. Ich bin mir sicher, dass Sie in der Lage sind, eine Vorstellung zu entwickeln, was Sie mit dem Geld vor­haben. Und wenn Sie wirklich Hilfe brauchen, dann sollten Sie einen Psychologen oder Therapeuten aufsuchen, aber keinen Banker oder Vermittler.

So wie ein Dirigent entscheidet, welches Stück wie gespielt wird, legen Sie fest, wie das Vermögen strukturiert wird. Wenn es bei Ihnen um 8 Millionen Euro geht, dann bestimmen allein Sie, ob Sie mit diesem Betrag arbeiten oder ob Sie noch 2 Millionen aufnehmen und 10 Millionen Euro investieren. Genauso legen nur Sie fest, was mit dem Vermögen ge­schieht. Kurzum: Nicht irgendein Banker oder Verwalter bestimmt, wie das „Fell des Bären“ verteilt wird, sondern Sie sind der Herrscher aller Reußen!

Ist dieses Gefühl wirklich so schlimm? Oder kann Macht – richtig verstanden – nicht auch mal schön sein? Ich bin mir sicher, dass es möglich und auch sinnvoll ist. Daher will ich Sie noch einmal ermu­tigen, in Klausur zu gehen und drei Dinge festzulegen. Wie viel Geld möchten Sie spenden? Wie viel Kredit wollen Sie auf-nehmen? Wie viel des „Restes“ soll in Bar­geld, Anleihen, Immobilien, Aktien und Rohstoffe investiert werden?

Es gibt keinen Königsweg

Der eine Millionär kann zum Beispiel zu dem Ergebnis kommen, eine Million zu spenden, 3 Millionen Euro aufzunehmen und 10 Millionen Euro zu einem Achtel in Anleihen, zur Hälfte in Immobilien, zu einem Viertel in Aktien und zu einem Achtel in Rohstoffe anzulegen. Der an­dere Millionär wird nichts spenden und keinen Kredit aufnehmen. Statt dessen wird er 8 Millionen zu je einem Viertel in An­leihen und Immobilien und zur Hälfte in Aktien anlegen. Hier gibt es keinen Königsweg, und ich glaube, dass das auch gut so ist. Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nach­tigall! Freiheit und Vielfalt sind die Perlen des Lebens. Da halte ich es mit dem Evangelium nach Matthäus: Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft Eure Perlen nicht vor die Säue! Daher wiederhole ich meine Aufforderung: Flugs ans Werk, liebe Millionäre, bestimmen Sie sieben Zahlen: Spenden, Kredite, Bargeld, Anleihen, Immobilien, Aktien und Rohstoffe.

Müssen wie im vorliegenden Fall 8 Millionen Euro verteilt werden, weil vor dem Verkauf des Betriebes schon 3 Millionen vorhanden waren, dann kann die Aufteilung zum Beispiel lauten: 5 Prozent auf Bargeld, 15 Prozent auf Anleihen, 30 Prozent auf Immobilien, 40 Prozent auf Ak­tien und 10 Prozent auf Rohstoffe. Ist diese Entscheidung gefallen, dann dürfen Sie zwei Flaschen aufmachen, weil Sie nicht einen, sondern drei Riesenschritte ge­macht haben. Sie haben das Heft in die Hand genommen, der Rest ist nach meinem Empfinden ein Klacks. Für das Bargeld (400 000 Euro) benötigen Sie keinen Verwalter, sondern eine Bank, die Ihnen keine Strafzinsen in Rechnung stellt. Die Anleihen (1 200 000 Euro) können Sie zu gleichen Teilen in zwei Indexfonds investieren. Oder suchen Sie zwei Spezialisten – einen für Staatsanleihen und einen für Unternehmensanleihen. Bitte rekapitulieren Sie diese Empfehlung. Es geht nicht um „gewöhnliche“ Leute, die 1 200 000 Euro „irgendwie“ und zu „horrenden Kosten“ verwalten, sondern es geht um zwei „ungewöhnliche“ Spezialisten, die je 600 000 Euro in Staats- und Unternehmensanleihen investieren.

Die Immobilien (2 400 000 Euro) werden Sie, wenn es sich um das Eigenheim in der Stadt und die Ferienwohnung auf dem Land handelt, mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst verwalten. Da brauchen Sie keine Hilfe. Wenn weitere Immobilien nötig sind, weil bei Ihnen die Zahlen anders aussehen, dann können Sie einen Makler be­auftragen, Ihnen beim Aufspüren interessanter Objekte zu helfen. Bitte nehmen Sie die Aufforderung wörtlich. Sie bezahlen den Makler, nur Sie vergüten diesen Spezialisten. Dafür hat der Makler nur Ih­nen zu dienen. Oder würden Sie vor Ge­richt die Hälfte der Anwaltskosten von der Gegenseite bezahlen lassen?

Wehe dem, der aus der Reihe tanzt

Damit kommen wir zu den Aktien im Wert von 3 200 000 Euro. Nach meiner Ein­schätzung gibt es zu Indexfonds keine Alternativen. Doch ich weiß, dass viele von Ihnen anderer Meinung sind. Damit kann ich leben, schließlich bin ich nicht das Maß der Dinge. Wenn Sie aber weder Mut noch Zeit haben, Ihr gutes Geld in die „rich­tigen“ Unternehmen dieser Welt zu investieren, dann beauftragen Sie keine Wald- und Wiesenhändler, sondern professionelle Verwalter, die ihr Handwerk verstehen. Legen Sie fest, wie viel Geld in amerika­nische, asiatische und europäische Aktien in­vestiert werden soll, danach beauftragen Sie drei Verwalter, in diesen Märkten „ak­tiv“ zu werden. Ich bin ein Liebhaber ge­nauer Zahlen und klarer Aufträge. Im vorliegenden Fall mögen 40 Prozent in Amerika und je 30 Prozent in Asien und Europa angelegt werden. Dann soll sich der erste Fachmann um Amerika, der zweite Fachmann nur um Asien und der dritte Spezialist um Europa kümmern. Für den Kauf des Goldes (800 000 Euro) werden Sie keinen Verwalter, sondern einen Tresor brauchen, falls Sie den nicht längst haben.

Ich habe viele Jahre in einem Orchester gespielt. Das war schlimmer als beim Militär. Ein Mann hat ausgesucht, was gespielt wird, und bestimmt, wie es gespielt wird. Der Dirigent hielt die Fäden in der Hand. Das war – mit Verlaub – nicht immer prickelnd. Daher kann ich Ihnen, liebe Millionäre, aus „leidvoller Erfahrung“ nur zu­rufen: Es geht um Ihr gutes Geld. Sie be­stimmen die Aufteilung. Sie suchen die Ver­walter aus, wenn Sie es nicht selbst ma­chen wollen. Die Spezialisten haben um­zusetzen, wie Sie es sich vorstellen. Und wehe dem, der aus der Reihe tanzt!