TAXNEWS
Klienteninformation, verfaßt von Mag. Johannes Meller
Ausgabe Nr. 91 vom März 2020

Inhaltsverzeichnis:
1.Herabsetzung Ihrer SVA-Beiträge 2020 und Ihrer Einkommensteuer-Vorauszahlungen 2020?
2. Die Situation der Ein-Personen-Unternehmen in der Corona-Krise
3. Antragsmöglichkeit an Ihr Finanzamt
4. Notfallhilfe direkt an Ein-Personen-Unternehmen (EPUs)
5. Alle im gleichen Wanderverein
6. Heimische Unternehmen in der Krise unterstützen

1.    Herabsetzung Ihrer SVA-Beiträge 2020 und Ihrer Einkommensteuer-Vorauszahlungen 2020

Eine Herabsetzung Ihrer SVA-Beiträge 2020 und Ihrer Einkommensteuer (EST-) Vorauszahlungen 2020 kann von mir und meiner Mitarbeiterin Frau Dushkova rasch beantragt werden- ich ersuche Sie, ein Budget 2020 für Ihr Einzelunternehmen bzw. Unternehmen zu erstellen und noch etwas zuzuwarten, weil die nächsten Zahlungen erst im Mai 2020 fällig sind.

Die Einkommensteuervorauszahlung 04-06/2020 ist erst am 15. Mai 2020, und die nächsten SVA-Beiträge sind erst am 29. Mai fällig.

Das Budget 2020 für Ihr Unternehmen wird folgende Form haben:

Einnahmen exkl. Umsatzsteuer 2020
- variable (umsatzabhängige) Kosten
- Fixkosten
- Sozialversicherungsnachzahlung für 2017 und für 2018
 -Sozialversicherungsbeiträge für 2020
___________________________________

Jahresergebnis 2020 (geschätzt)


Ich ergänze diese Berechnung dann um die auf dieses Jahresergebnis entfallende Einkommensteuer 2020 und berechne die SV-Beiträge für 2020, wobei diese Berechnung rückbezüglich erfolgt. Es sind also die SV-Beiträge 2020 vom Jahresgewinn 2020 abhängig; gleichzeitig reduzieren die SV-Beiträge den Jahresgewinn (ihre eigene Beitragsgrundlage).

Es ist aber nicht sinnvoll, alles auf Null zu setzen, wenn man noch in der Lage ist, die SVA-Beiträge weiter zu bezahlen, da man es ja doch irgendwann zahlen muss, also aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die SV-Beiträge werden einem ja nicht geschenkt und holen einen später dann wieder ein.

Wenn die Hälfte der österreichischen Unternehmer gleichzeitig die Steuervorauszahlungen mit Null und die Herabsetzung der SVA-Beiträge auf die Mindest-Beitragsgrundlage beantragt, sind der Staatsbankrott und Staatskollaps innerhalb kürzester Zeit da.

Es bleibt genug Zeit, um abzuwarten, wie viele Wochen die Ausgangsbeschränkungen und Umsatzrückgänge anhalten werden. Eine Antragstellung am 17. April 2020 -in 4 Wochen- ist immer noch frühzeitig und vollkommen rechtzeitig, da wir den Antrag an das Finanzamt und den Antrag an die SVS (Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen) im elektronischen Rechtsverkehr stellen können, und beide Anträge innerhalb von zwei Tagen erledigt werden.

Bei einer Antragstellung am 17. April wird der Antrag sicherlich bis 24. April 2020 erledigt sein, und die Zahlungen sind erst Mitte Mai bzw. Ende Mai 2020 fällig.

2.    Die Situation der Ein-Personen-Unternehmen in der Corona-Krise

Kreativunternehmer, Grafikdesigner, Friseure, Psychotherapeuten, andere Dienstleister: Mehr als die Hälfte der österreichischen Unternehmen sind Ein Personen-Unternehmen. Wenn die eine Person nicht arbeiten kann, schaut es auch für das Unternehmen nicht gut aus. Derzeit gibt es für die meisten von Ihnen keine Arbeit.

Ein selbständiger Coach und Supervisor erzählt:
Die finanzielle Situation ist sehr bedenklich, März, April, alle Termine für die nächsten Wochen sind storniert, von heute auf morgen gibt es keine Einnahmen, Fixausgaben laufen weiter. Natürlich hat man als Selbständiger Rücklagen für schwierige Zeiten, 3 Monate, aber dann wird es schwierig.

Eine Friseurin erzählt: „Ich kann die Umsätze nach dem Ende des Betretungsverbots nicht einarbeiten, ich habe nur zwei Hände“.

Es gibt die Möglichkeit der Überbrückungsgarantie, organisiert vom Austrian Wirtschaftsservice AWS:
Der Unternehmer geht zur Bank und bespricht seinen Finanzbedarf mit der Bank. Wenn der Unternehmer nicht die entsprechenden Sicherheiten für den Kredit anbieten kann, dann übernimmt das AWS die Kreditbesicherung, die Garantie für den Kredit.

Quelle: Ö1 Mittagsjournal vom 17.03.2020

3.    Antragsmöglichkeit an Ihr Finanzamt

Das Finanzministerium hat eine Antragsvorlage erstellt,
mit einem Antrag können gleichzeitig mehrere Anträge gestellt werden:

Herabsetzung der Einkommensteuervorauszahlungen 2020,
Stundung oder Ratenzahlung von Finanzamtsabgaben,
Nichtfestsetzung von Stundungszinsen,
Nichtfestsetzung eines Säumniszuschlags bei verspäteter Zahlung.

Das Finanzministerium hat steuerliche Sonderregelungen zur liquiditätsmäßigen Erleichterung der Unternehmen erlassen. Diese sind unter https://findok.bmf.gv.at/findok?execution=e1s1 abrufbar.
Das kombinierte Antragsformular dazu ist unter
https://www.bmf.gv.at/public/informationen/coronavirus-hilfe.html abrufbar.

Das Antragsformular kann in Finanzonline oder könnte sogar direkt an den Postkorb corona@bmf.gv.at gesendet werden. Eine Antragstellung durch meine Firma unter Ihrer Steuernummer in Finanzonline kann sicherlich besser zugeordnet und daher rascher bearbeitet werden.

 

4.    Notfallhilfe direkt an Ein Personen-Unternehmen

Plötzlich ist möglich, was nicht möglich erschien. "Koste es, was es wolle", lautet die Devise der Bundesregierung, sie hat gestern finanzpolitische Maßnahmen und ein Hilfspaket von 38 Milliarden Euro präsentiert.

  4 Mrd. € bisherige Corona-Maßnahmen
15 Mrd. € Notfallhilfe (Regelung folgt ab dem 23. März 2020)
10 Mrd. € Steuerstundungen
  9 Mrd. € staatlicher Kreditgarantien
38 Mrd. €

15 Mrd. € Notfallhilfe. Damit soll zuerst jenen Betrieben geholfen werden, deren Umsätze durch die Corona-Krise weggebrochen sind, also Restaurants, Geschäften und Dienstleistern, z.B. Friseure, Masseure, Psychotherapeuten. Finanzminister Gernot Blümel: „Wenn jemand 100% Umsatzentfall hat, braucht es direkte Zahlungen, direktes Geld. Am 23. März soll klar sein, in welchem Ausmaß Umsätze ersetzt werden und wie das Geld verteilt wird.“

10 Mrd. € Entlastung gibt es durch Steuerstundungen. Steuern müssen später bezahlt werden. Steuerstundungen können unkompliziert beantragt werden.

9 Mrd. € staatlicher Kreditgarantien. Kreditgarantien gibt es für Tourismus, Klein- und Mittelbetriebe, Exportunternehmen. Es ist damit zu rechnen, dass 20% bis 30% der Garantien schlagend werden, das Budget also nachhaltig belasten.

 

5.    Alle im gleichen Wanderverein

Stellt man sich einen Wanderverein mit 100 Mitgliedern vor, der mehrere Berghütten mit Übernachtungsmöglichkeit betreibt, dann wird schnell klar, dass der Verein die Berghütten nur sauber und instand halten kann, wenn jeder Wanderer den vereinbarten Betrag für eine Übernachtung in die Holzschatulle an der Berghütte einwirft. Wenn der Anteil an Trittbrettfahrern zu groß wird, dann kippt das System, die Berghütten verdrecken und verfallen und werden unbrauchbar.

Eventuell führt die Corona-Krise auch zu einem Umdenken in der Steuermoral, so dass mehr Menschen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge ehrlich bezahlen. Damit der Vater Staat in der Krise auch die finanziellen Mittel hat, seinen Bürgern zu helfen.

Angela Merkel: „Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.“

Wie lange soll denn der Zustand anhalten, der jetzt zur Eindämmung des Coronavirus hergestellt wird? Wie lange lässt sich ein "Lockout" rechtfertigen, wenn es dabei zwar nicht stets um Leben oder Tod, aber doch um zahllose Existenzen geht? Was ist, wenn sich der Erfolg nicht so schnell einstellt, wie jetzt erhofft wird?

Es ist kein Zufall, dass viele Facetten des modernen Staats aus der frühneuzeitlichen Seuchenbekämpfung hervorgegangen sind. Schutz und Sicherheit standen und stehen dabei im Vordergrund. Daraus zieht der Staat einen Großteil seiner Daseinsberechtigung und Machtfülle. Die Mittel des Staates sind indessen, trotz all seiner Ausdehnung und gewachsenen Machtansprüche, begrenzt. Versprechungen, es werde niemand seinen Arbeitsplatz verlieren oder der Staat werde jeglichen materiellen Schaden ersetzen, können sich sehr schnell als sehr leichtsinnig herausstellen - und sich dann gegen den Staat und das Vertrauen richten, das jetzt mehr als sonst in ihn gesetzt wird.

Auch der stärkste Staat, der Deutschland derzeit in der Europäischen Union ist, wird die Erwartungen nicht erfüllen können, wenn die Pandemie-Politik sich in die Länge zieht. Vielleicht lassen sich die Schulen über längere Zeit geschlossen halten. Aber nicht die Haushalte, nicht die Unternehmen, nicht die Betriebe, nicht der Handel. Deren drohenden Tod kleinzureden oder wegzurechnen ("niemand soll seine Existenz verlieren"), ist die eigentliche maßlose Übertreibung, die in der gegenwärtigen Krise steckt.

Quelle: FAZ vom 19.03.2020: Politik in Zeiten von Corona, von Jasper von Altenbockum

 

6.    Heimische Unternehmen in der Krise unterstützen

Es hilft auch, wenn Dienstleister und Kunden kreativ sind und sich gegenseitig unterstützen, drei Beispiele:
Ein Psychotherapeut gibt die Therapiestunden jetzt über Skype oder Zoom, die Klientin sitzt in ihrem Auto, da derzeit ihr Ehepartner in ihrer Wohnung im home office arbeitet und die Kinder in der Heimschule unterrichtet werden. Der Psychotherapeut kann so weiterhin einen Teil der Honorare erzielen, der Umsatz bricht zwar ein, aber nicht auf Null.
Eine Geigenlehrerin hält die Musikstunde über skype, das Handy liegt auf einem Regal neben dem Notenständer. Die Musiklehrerin kann so weiterhin einen Teil der Honorare erzielen, der Umsatz sinkt zwar, fällt aber nicht zur Gänze weg.
Ein WIFI-Vortragender hält den Kurs über skype, Zoom, Google Classroom oder über eine andere Software. Die Zuhörer sehen den Bildschirm des Vortragenden auf Ihrem Notebook oder PC und können über eine Chatfunktion sogar Fragen an den Vortragenden stellen. Der WIFI-Vortragende kann so weiterhin Einnahmen erzielen.

 Meetings mit mehreren Personen können problemlos über Conference-Calls z.B. mit der Software Zoom getätigt werden, bei der jeder in einem Fensterchen am Bildschirm erscheint. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll sich ein nettes, ruhiges Eck im Homeoffice evtl. mit dem Firmenlogo im Hintergrund einzurichten wo Geschäftspartner hineinschauen dürfen und es macht auch Freude, sich für solche Calls ein bisschen nett herzurichten. Auch Workshops und Seminare mit mehreren Teilnehmern können auf diese Weise abgewickelt werden. Mit der Software Eventbrite kann der Workshop im Vorfeld von den Teilnehmern bezahlt werden. 

Sie würden sich gerne in diesen Zeiten ein Buch zulegen, zur Ablenkung, oder etwas Schönes kaufen? Fehlanzeige, weil ja die Geschäfte geschlossen sind. Dass die Online-Einkaufsalternative nicht automatisch Amazon oder Zalando heißen muss - es gibt ja auch in Österreich jede Menge Onlineshops - das versuchen derzeit mehrere Initiativen zu vermitteln.

Wie kann man kleinen österreichischen Unternehmen helfen?
Indem Sie bei österreichischen online-shops einkaufen und damit österreichischen Unternehmen helfen.
Verzeichnis der österreichischen Onlineshops: https://www.falter.at/onlineshop-fibel
oder https://www.nunukaller.com/